Stipendiat*innen

Esther Dubke

Stipendiatin im Rahmen des Thüringer Programms für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchskünstlerinnen an der HfM Weimar

Forschungsthema:

Musik in den Niederlanden um 1400

Die Musikhistoriographie sieht sich für die Zeit zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert nach wie vor mit einer zentralen Frage konfrontiert: Wie erklärt sich die Flut der frankoflämischen Komponisten/-sänger in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wenn für das 14. Jahrhundert nur wenige musiktheoretische und kompositionspraktische Quellen aus diesem Herrschafts- und Sprachraum erschlossen sind? Die Annahme, eine diagnostizierte „Abkehr von der Komplexität“ (Günther u. a. 2016) habe sich apriorisch in der Kompositionspraxis etabliert, und die Protagonisten einer sogenannten „frankoflämischen“ oder niederländischen Schule“ seien voraussetzungslos zur führenden Elite einer gesamteuropäischen Musikkultur avanciert, ist weder dem Anspruch einer multiperspektivisch ausgerichteten Musikgeschichte noch der aktuellen Quellenlage angemessen. Dennoch wähnt sich die Forschung nach wie vor in der Pflicht, den Geltungsbereich der auf europäischer Ebene wirkenden Niederländer exakt einzugrenzen: Während mit der fünften Generation der komponierenden Frankoflamen das Ende der Zeitspanne „einigermaßen klar abgegrenzt erscheint […], bereitet die Bestimmung des Beginns historiographische Schwierigkeiten und verlangt nach schärferer Konturierung“ (Hortschansky 2016).
Die von der Forschung kaum beachteten ein- und mehrstimmigen Kompositionen in niederländischer Sprache oder niederländischen Ursprungs um 1400 bilden den Ausgangspunkt, um die historiographischen Schwierigkeiten an der Schnittstelle zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert zu überwinden. Über regionale Entwicklungstendenzen hinaus werden in diesem Projekt neue Perspektiven auf eine europäische Musikgeschichte des Spätmittelalters erschlossen und Transfermechanismen nicht allein auf materieller oder personeller Ebene reflektiert, sondern in den Kontext zeitgenössischer musiktheoretischer und ästhetischer Diskurse gestellt. Ziel ist es, auf Grundlage des derzeitigen Quellenbestandes neue Konzepte einer adäquaten Historiographie zu erarbeiten.

Günther u. a. 2016: Ursula Günther, Maricarmen Gómez und Karl Kügle, Art. „Ars nova – Ars subtilior. B. Ars subtilior. I. Terminologie und Vorbemerkungen“, in: Laurenz Lütteken (Hg.), MGG Online, Kassel u. a. 2016ff., zuerst veröffentlicht 1994 (zuletzt abgerufen am 11.10.2023)

Hortschansky 2016: Klaus Hortschansky, Art. „Frankoflämische Musik, I. Geltungsbereich, Begriffsgeschichte und Problematik“, in: Laurenz Lütteken (Hg.), MGG Online, Kassel u. a. 2016ff., zuerst veröffentlicht 1995 (zuletzt abgerufen am 11.10.2023)

Mohammad Naseem Fazel

Stipendiat der Martin-Roth-Inititative

Herr Fazel forscht zum Thema „Archivarbeit als Kulturerhalt“ und blickt auf eine lange Zusammenarbeit mit dem Archiv des Afghanistan Music Research Centre (AMRC) der Hochschule für Musik Franz Liszt zurück. Bevor er Afghanistan verlassen musste, war er in leitender Position beim staatlichen Rundfunk Afghanistans tätig. In der Zusammenarbeit mit dem AMRC setzt Herr Fazel seine Erfahrung mit Musikarchiven ein und baut seine wertvolle Expertise im Austausch mit einer international renommierten Forschungsinstitution aus. Ziel seiner Arbeit ist die technische und inhaltliche Überprüfung der Beschaffenheit des Archivmaterials. Durch diese bedeutende Arbeit schafft Herr Fazel eine Basis, die es ermöglichen wird, wichtige Aufnahmen zu erschließen. Darüber hinaus wird der Stipendiat an einem inhaltlich verknüpften Forschungsvorhaben zum Thema „Modern Ways of Archiving as a Form of Preservation of Cultural Heritage“ arbeiten.

Kamai Freire M.A.

Stipendiat des Graduiertenförderstipendiums der HfM Franz Liszt

Dissertationsprojekt: Music and Spirituality in the Haitian Revolution

Eine transdisziplinäre Untersuchung über Musik und Spiritualität in der haitianischen Revolution, die als Modell für die Vollendung der afrikanischen Revolution dienen kann.

Yichen Jiang

Stipendiatin des China Scholarschip Council

Dissertationsprojekt "Heinrich I. Musikleben und chinesische Poetry Art Song Works"

Die Arbeit wird von Prof. Dr. Michael Klaper betreut.

Mohsen Saifi

Stipendiat der Martin-Roth-Inititative

Mohsen Saifi ist Musikforscher und Musiker mit umfassenden Kenntnissen der afghanischen Musik in Theorie und Praxis. Er hat als Kursleiter des Deutsch-Afghanischen Seminars „Collaborative Research" fungiert, das Studierende der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar mit Studierenden der Kabul Universität zu Austausch und gemeinsamer Forschung zusammenbrachte. Damit hat er in entscheidender Weise zum interkulturellen Dialog der beiden Länder im Hinblick auf Musik und Kulturerbe beigetragen. Als Stipendiat bringt Herr Saifi seine wissenschaftlichen und künstlerischen Fähigkeiten in der Arbeit am multimedialen Archiv des Afghanistan Music Research Centre (AMRC) des TMS-Lehrstuhls ein und entwickelt diese weiter. Gleichzeitig wird Herr Saifi an einem Forschungsvorhaben zu „Orchestal Practices of Afghanistan and the Current Challenges" arbeiten. Damit wird es dem Stipendiaten möglich, seine musikalischen Fachkompetenzen einzusetzen und im Austausch mit den Forscher/-innen des AMRC weiterzuentwickeln.

Yijun Si

Stipendiatin des China Scholarship Council

Dissertationsprojekt "The Sphere of Eastern and Western Arts Synthesis at the Shanghai"

Die Arbeit wird von Prof. Dr. Michael Klaper betreut.

Mohammad Sediq Zarifyar

Stipendiat der Martin-Roth-Inititative

Mohammad Sediq Zarifyar arbeitet im Bereich Kulturerhalt und war jahrzehntelang beim staatlichen Rundfunk Afghanistans tätig, bevor er Afghanistan verlassen musste. Sein außergewöhnliches Engagement für Musikarchive hat bereits entscheidend zur Erhaltung des afghanischen Musikerbes beigetragen. Als Stipendiat wird Herr Zarifyar im multimedialen Archiv des Afghanistan Music Research Centre (AMRC) des TMS-Lehrstuhls arbeiten. Mit dem AMRC verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit in Forschung und Lehre und seine detaillierten Kenntnisse über die Musikaufnahmen des Archivs machen Herrn Zarifyar zu einem unabdingbaren Partner. Ziel der Arbeit ist die inhaltliche Überprüfung und Bearbeitung von Digitalisaten, die eine Voraussetzung für die langfristige Nutzbarkeit ist. Die zentralen Tätigkeiten von Herrn Zarifyar sind die Aufarbeitung und Zusammenstellung des Archivmaterials, das in einem weiteren Schritt über das AMRC sichtbar und zugänglich gemacht werden soll.