Das Studium der Musikwissenschaft in Weimar und Jena

Als gemeinsames Institut zweier Hochschulen verbindet das Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena die Nähe zur künstlerischen Spitzenausbildung der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar mit wissenschaftlicher Forschung und Lehre. Letztere wird durch die Friedrich Schiller Universität Jena unterstützt, eine der traditionsreichsten deutschen Universitäten. Insofern bestehen im gemeinsamen Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena optimale Voraussetzungen für ein zukunftsoffenes Fach. Die Synergieeffekte der Wissenschaft mit künstlerischen und pädagogischen Lehrbereichen der HfM Weimar und mit den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern der FSU Jena begründen die Breite des Angebotes und der inhaltlichen Schwerpunkte. Alles zusammen verleiht der Weimarer Musikwissenschaft ein Alleinstellungsmerkmal im deutschsprachigen Raum.

Die historischen Schwerpunkte der Musikwissenschaft - vom Mittelalter bis zur Gegenwart - bilden mit den Professuren für Jazz und Pop, für Transcultural Music Studies und für die Geschichte der jüdischen Musik eine ganzheitliche, methodisch wie inhaltlich umfassend verstandene Musikwissenschaft. Weiterhin ist die Musiktheorie im Zentrum für Musiktheorie des Instituts fest verankert und das Kulturmanagement ist als eigener Studiengang sowohl im Haupt- als auch im Nebenfach in der Musikwissenschaft zu belegen.

Anwendungsorientierte Forschung und Lehre

Das Institut fügt sich organisch in die verschiedenen Studiengänge der Hochschule für Musik ein. Daraus ergibt sich die stark anwendungsorientierte Ausrichtung des musikwissenschaft­lichen Studiums in Weimar und Jena. Den Studierenden steht das mit einzigartigen historischen Dokumenten reiche Hochschularchiv/Thüringer Landesmusikarchiv für Recherchen und Praktika zur Verfügung, aus dem regelmäßig studentische Editionsprojekte hervorgehen, die dann von Studierenden der künstlerischen Studiengänge zu Gehör gebracht werden. Die regelmäßigen, hoch qualifizierten Konzerte der HfM werden von Programmtexten und Einführungen aus der Musikwissenschaft begleitet. Auch das ist maßgeblich die Arbeit von Studierenden des Instituts. Exkursionen im In- und Ausland dienen der Vertiefung des in Lehrveranstaltungen erarbeiteten Wissens und reichen vom Besuch in italienischen Musikarchiven bis hin zu UNESCO geförderten Musikprojekten in Bahia, Brasilien. Der weltweit einzige musikwissenschaftliche UNESCO Lehrstuhl (für Transcultural Music Studies) des Instituts fokussiert Musik als Kulturelles Erbe und ermöglicht Einblicke und Partnerschaften mit UNESCO Projekten weltweit.

Auslandssemester an einer der zahlreichen Partneruniversitäten des Instituts werden befürwortet und regelmäßig gefördert. Die Anbindung an musikalische Praxis wird noch in den künstlerisch-wissenschaftlichen Projektseminaren vertieft. Hier wird in das Spiel der chinesischen Zither Guqin eingeführt, oder südafrikanische Xylophonmusik auf dem Marimba-Set des Instituts gespielt. Workshops zu arabischer und jüdischer Musik werden seit 2015 der gesamten HfM angeboten, verbunden mit einer intensiven Arbeitsphase an der Partneruniversität in Haifa, Israel, um anschließend und gemeinsam mit Studierenden aus Israel im Rahmen des „Yiddish Summer Weimar“ mit dem Caravan Orchestra in öffentlichen Konzerten aufzutreten. Das Sinfonieorchester des Collegium Musicum ist dem Institut für Musikwissenschaft zugeordnet und bestreitet jedes Semester Konzerte mit klassischer Musik. Der Hochschulchor und der Kammerchor der Hochschule stehen allen singbegeisterten Studierenden der Hochschule zur Verfügung. Auch diese Ensembles führen rege Konzert- und Reisetätigkeiten durch. Symposien und wissenschaftliche Begegnungen begleiten die Studierenden während ihres gesamten Studiums der Musikwissenschaft in Weimar.

Vorbilder für musikwissenschaftliche Tätigkeiten

Erste Vorbilder für die Studierenden sind das Institut für Musikwissenschaft selbst mit den hier Lehrenden und forschenden Personen. Am Institut wird der musikwissenschaftliche Beruf vorgelebt, gehört die Forschung innerhalb und außerhalb der Hochschule zum Alltag der Lehrenden. Zugleich ist das Institut für Musikwissenschaft Arbeitgeber für viele seiner Studierenden. Forschungsprojekte und Drittmittelakquise, eine bisher erfolgreiche Tätigkeit am Institut, führt zu Mittelbaustellen, d.h. zur Schaffung von qualifizierten und sozialabgabepflichtigen Arbeitsplätzen an der Hochschule. Beispiele dafür sind Projekte wie Musik in Afghanistan, Verfolgte jüdische Musiker in Thüringen im Nationalsozialismus, Österlein Wagner Sammlung Eisenach, Jazzomat, Cherubini Forschung u.a. Diese Drittmittelprojekte kommen vielen Studierenden zugute, die so mit Berufserfahrung ausstattet werden. Als einziges Institut der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar ist das Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena eine im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung eingetragene „Forschungseinrichtung“. 

Zum allgemeinen „Berufsbild Musik“

Die dreifache Ausrichtung der Ausbildung in künstlerische Praxis, pädagogische Vermittlung und wissenschaftliche Arbeit an der HfM ist in ihrem Leitbild definiert. Diese Dreiteilung der Ausbildung entspricht genau dem aktuellen musikalischen Berufsbild, das die Absolventen der HfM erwartet: Neben der ausübenden künstlerischen Praxis, der schulischen wie privaten Musiklehre ist ein weiteres Drittel der musikbezogenen Berufe in öffentlichen und privaten Kultureinrichtungen zu finden, an Hochschulen, Universitäten, Bibliotheken, und in der Kulturverwaltung, in Presse und Medienhäusern, in der Bildungs- und Kulturpolitik und in der Musik- und Kulturindustrie im weitesten Sinne, die sog. Kreativwirtschaft mit eingeschlossen (laut Daten des Deutschen Musikinformationszentrums). Hiermit sind die wichtigsten, lange jedoch nicht alle Bereiche genannt, in denen in Musikwissenschaft ausgebildete Berufstätige aktiv werden. 
 

Perspektiven

Die Zeichen der Zeit zu erkennen und darauf zu reagieren ist den angehenden Musikwissenschaftler*innen von Anfang an mit auf den Ausbildungsweg gegeben. Von allen Studierenden einer Musikhochschule werden sie zunächst am wenigsten wissen können, was sie beruflich erwartet. Hierin drückt sich aber zugleich die Vielfalt an Möglichkeiten einer musikwissenschaftlichen Laufbahn aus. Die Weichen dafür konnten vielfach schon im Studium und durch die Vermittlung der am Institut Lehrenden gestellt werden. Unsere Absolventen sind heute in Kulturinstitutionen (Goethe Institut, Oper und Orchester) in öffentlichen und privaten Einrichtungen wie städtische Kulturverwaltungen und Ministerien, an Universitäten, in Presse und Rundfunk, in der Musikindustrie, bzw. in der Forschung erfolgreich tätig.