Exkursion nach Mechelen, 19.–24.11.2018

Im Zentrum unserer Exkursion nach Flandern stand der Besuch der internationalen Pierre de la Rue Tagung, die vom 20.11. – dem 500ten Todestag des Komponisten – bis zum 23.11.2018 in Mechelen stattfand. Bei La Rue, der am burgundischen Hof von Philipp dem Schönen, Margarete von Österreich und Karl V. im heutigen Belgien wirkte, handelt es sich um einen bedeutenden Zeitgenossen Josquins. Ein Großteil seiner Kompositionen ist in den kostbaren Alamire-Handschriften überliefert. Nach zwei Blockveranstaltungen, die eine Einführung sowohl in den geschichtlich-gesellschaftlichen Kontext der Zeit um 1500, insbesondere der Entstehung des Herzogtums Burgund, als auch in die Musik Pierre de la Rues gab, besuchten wir beim letzten Vorbereitungstermin am 15.11. die ThULB in Jena, in der elf dieser Prachthandschriften aufbewahrt werden. Dr. Joachim Ott, Leiter der Handschriftenabteilung, gab uns eine anschauliche Einführung in Herstellung und Lagerung der Pergamente.

Am Montag, den 19. November begann die Exkursion in aller Früh mit der Bahnreise von Weimar nach Brüssel, das am Nachmittag und Abend von den Studierenden erkundet wurde. Am nächsten Morgen, vor der Weiterfahrt nach Mechelen, besuchten wir die Bibliothèque royale de Belgique, in der uns Frau Dr. Ann Kelders, Leiterin der Musikhandschriftensammlung, den gesamten belgischen Bestand der Alamire-Manuskripte zeigte und wir die unterschiedlichen Formate und Ausgestaltung der Chorbücher in Augenschein nehmen konnten. Am frühen Dienstagnachmittag begann dann der lange Reigen der Vorträge und Präsentationen der Konferenz. Im Laufe der nächsten vier Tage wurden über 40 Paper von Forscherinnen und Forscher aus aller Welt präsentiert. Flankiert wurde die Tagung von einem wunderbaren Konzert des Binchois Consorts unter der Leitung von Andrew Kirkman in der Kirche St. Peter und Paul in Mechelen. Im Fokus des Konzerts standen La Rues Missa Nuncque fue pena mayor sowie das achtsstimmige Credo Angeli Archangeli, die auf der Tagung ebenfalls behandelt wurden. Des Weiteren fand ein Besuch der Alamire Foundation in Leuven sowie des Museums Hof von Busleyden, in dessen Räumen die Tagung abgehalten wurde, statt. Hier waren die wichtigsten Exponate das Mechelener Chorbuch sowie der Grand Chansonnier der Margarete von Österreich. Im Nebenprogramm zur Konferenz besuchten wir kurz den Stadtpalast der Margarete, dessen Innenhof noch im originalen Renaissance-Stil erhalten ist und der heute als Gerichtsgebäude genutzt wird. Den Abschluss der Exkursion bildete ein Ausflug in das nahe gelegene Antwerpen – zurzeit La Rues die bedeutendste Hafen- und Handelsmetropole der Region, bevor wir am Samstagnachmittag die Heimreise mit der Bahn antraten.