Forschungsprojekt "The Jewish Soundscape Project: Jüdische Musik in Köln – Eine Bestandsaufnahme für das Jahr 2019"

Förderer: Fritz Thyssen Stiftung
Laufzeit: 2019-2020

Leitung

Projektbeschreibung

PD Dr. Marion Mäder realisiert das Forschungsprojekt „The Jewish Soundscape Project: Jüdische Musik in Köln – Eine Bestandsaufnahme für das Jahr 2019“ am Lehrstuhl für Geschichte der jüdischen Musik.

Das Pilotprojekt bezieht sich auf die geplante Gründung einer Forschungsstelle für Jüdische Musik am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Zürich, zu dessen Vorhaben das Jewish Soundscape Project gehört. Dieses umfasst die Beschreibung und Analyse der gegenwärtigen Situation jüdischen Musiklebens in Europa und Israel in all seinen Facetten und hat hiervon ausgehend die kulturellen Unterschiede und Wechselwirkungen musikalisch vernetzter Orte zum Gegenstand. Die Einzelstudien innerhalb des Jewish Soundscape Project sind für alle religiösen und ethnisch-kulturellen Richtungen des Judentums offen.

Achtzig Jahre nach der Reichspogromnacht existiert in Deutschland und Europa wieder jüdisches Leben. Dem Projekt dient als Ausgangsthese, dass gegenüber den Zeiten vor der Shoah ein vielfältiger Kulturwandel sichtbar wird, der sich in jedem einzelnen Land auf eine andere Art und Weise sowie in unterschiedlich starker Ausprägung zeigt: zum Beispiel weist Deutschland in einigen Bereichen des Musiklebens russische und ukrainische Einflüsse auf. Zudem etabliert sich Israel im 21. Jahrhundert zunehmend als ein Zentrum jüdischen bzw. israelischen Musikschaffens, das in die kulturell verwaisten Länder Europas ausstrahlt und damit das hier entstandene Vakuum abmildert.

Im Zentrum der Studie steht die gegenwärtige kulturelle Situation jüdischer Musik in Köln. Historisch ist die Stadt von herausragender Bedeutung, da hier der älteste Sied-lungsraum von Juden nördlich der Alpen besteht. Doch liegen für die Zeit nach der Shoah keine musikwissenschaftlichen Untersuchungen vor, ebenso wenig existieren Klangaufnahmen von Gottesdiensten und Veranstaltungen. Sie erfolgen im Rahmen dieser Studie erstmalig und werden durch themenzentrierte Interviews mit den für die religiöse und kulturelle Gestaltung des Gemeindelebens verantwortlichen Personen in Rabbinat, Kantorat, Vorstand und Repräsentanz, sowie engagierten Gemeindemitgliedern begleitet.

Vorab erfolgt das Erarbeiten einer Methodik, die auf einer Verflechtung historischer und ethnologischer Ansätze beruht, um den einzelnen Facetten des Gegenstandes gerecht zu werden: Synagogenmusik; musikalische Aktivitäten von Juden, für Juden im Kontext jüdischer Kultur, Geschichte und Religion; regionale Beiträge nationaler und internationaler Gastmusiker; jüdische und israelische Musikveranstaltungen unter Berücksichtigung ihrer medialen Präsentation für die breite Öffentlichkeit.

Im Anschluss an die Bestandsaufnahme erfolgt eine Gegenüberstellung mit Forschungsarbeiten aus der Zeit vor der Shoah. Die Ergebnisse des Pilotprojektes werden in den internationalen Vergleich eingehen und ein weiteres Ziel ist die zeitgemäße Diskussion des Begriffes „jüdische Musik“ vor dem Hintergrund der aktuellen ethnisch-kulturellen Situation jüdischer Gemeinden in Deutschland, wie sie hier exemplarisch untersucht wird.