Prof. Dr. Jascha Nemtsov
Professor für Musikwissenschaft, Lehrstuhl für die Geschichte der jüdischen Musik
Beauftragter gegen Antisemitismus
Hochschulzentrum am Horn Raum: 306
Sprechzeiten: mittwochs 12:00 bis 13:00 Uhr
Der Pianist und Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov wurde 1963 im sibirischen Magadan geboren, er wuchs in St. Petersburg auf und absolvierte dort die Spezialmusikschule (mit Goldmedaille). Danach setzte er seine musikalische Ausbildung am St. Petersburger Staatlichen Konservatorium fort (Konzertdiplom mit Auszeichnung). Seit 1992 lebt er in der Bundesrepublik Deutschland.
Als Pianist konzertiert Jascha Nemtsov international. Er nahm bislang mehr als 40 CDs auf, darunter zahlreiche Ersteinspielungen von Werken wiederentdeckter verfolgter Komponisten. „Jascha Nemtsov zeigt sich als Pianist der Liszt’schen Ahnenreihe würdig“, urteilte die Zeitschrift „Fono Forum“ anlässlich seiner Einspielung der Ungarischen Rhapsodien von Franz Liszt. Viele seiner CDs wurden international ausgezeichnet. Die CD mit Sonaten für Violine und Klavier von Shostakovich und Weinberg mit dem Geiger Kolja Blacher erhielt 2007 den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Für seine Anthologie aus fünf CDs mit Klavierwerken des russischen, im Stalinismus verfolgten Komponisten Vsevolod Zaderatsky wurde Nemtsov 2018 mit dem „OPUS KLASSIK – dem deutschen Klassikpreis“ ausgezeichnet. Seine jüngste CD „Ukrainian Préludes“ wurde für die International Classical Music Awards 2025 nominiert. Am 27. Januar 2012 und am 27. Januar 2022 spielte er anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag. Nemtsov ist nebenbei ein begnadeter Erzähler und begleitet seine Konzerte oft mit lebendigen Kommentaren.
Nemtsov promovierte 2004 und habilitierte sich 2007. 2011 übernahm er eine Gastprofessur für jüdische Musik und Kultur an der Universität Lüneburg. 2018 war er als DAAD-Gastdozent an der Universität Haifa (Israel) tätig. 2013 wurde er als Professor für Geschichte der jüdischen Musik an die Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar berufen. Nemtsov ist Herausgeber der Schriftenreihe „Jüdische Musik. Studien und Quellen zur jüdischen Musikkultur“ im Harrassowitz Verlag Wiesbaden. Seine wissenschaftlichen Arbeiten konzentrieren sich auf jüdische Musik und jüdische Komponisten im 19., 20. und 21. Jahrhundert sowie Themen wie „Nationalismus und Musik“, „Religion und Musik“ oder „Totalitarismus und Musik“. Er hielt zahlreiche Gastvorlesungen an verschiedenen deutschen Universitäten, in vielen europäischen Ländern, Israel, Kanada und in den USA. 2024 erschienen im Harrassowitz Verlag Wiesbaden seine Monographie "From St. Petersburg to Vienna: The New Jewish School in Music (1908–1938) as Part of the Jewish Cultural Renaissance" und im Nomos Verlag sein Lehrbuch "Jüdische Musik: Einführung", die erste Publikation dieser Art weltweit.
Nemtsov ist Mitglied des Instituts für Musikwissenschaft Weimar-Jena und des Instituts für Jüdische Theologie an der Universität Potsdam, Akademischer Direktor der Kantorenausbildung des Abraham Geiger Kollegs, Direktoriumsmitglied des Selma Stern Zentrums für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg, Mitglied des Bundesfachausschusses „Musik in Religionen und Kirchen“ am Deutschen Musikrat und anderer wissenschaftlicher Gremien.
Jascha Nemtsov ist mit der Komponistin Sarah Nemtsov verheiratet. Sie leben mit ihren drei Kindern in Berlin.