Claudio Puntin | Foto: Grzegorz Golebiowski

Jazz-Workshop und -Konzert „Large Ensemble feat. Claudio Puntin“: Drei Fragen an den kreativen Jazz-Klarinettisten

Bei sich sein: Jazz-Klarinettist Claudio Puntin ist für einen zweitägigen Workshop und ein Konzert mit dem Large Ensemble in Weimar

Claudio Puntin ist nicht nur einer der wenigen Holzbläser der modernen deutschen Jazzszene, die ausschließlich Klarinetten spielen. Er ist auch einer ihrer kreativsten Köpfe überhaupt. Nun kommt der Musiker als Gast des „Large Ensembles“ der Weimarer Musikhochschule zu einem Workshop am 5. und 6. Juni an das Institut für Neue Musik und Jazz.

Die Arbeit mit den Studierenden gipfelt in einem Jazzkonzert am Donnerstag, 7. Juni um 20:00 Uhr im Weimarer Jugend- und Kulturzentrum mon ami. Die Leitung des Konzerts übernimmt Stefan Schultze. Eintrittskarten zu 7,50 Euro, ermäßigt 5 Euro, gibt es bei der Tourist-Information Weimar sowie an der Abendkasse.


Herr Puntin, was ist für Sie das Wesentliche in der Instrumental- und Jazzausbildung?
Das Gleiche wie in der Erziehung von Menschen: die Aufmerksamkeit! Die Musikausbildung ist ein wunderbarer Weg zu sich selbst. Sie besteht in erster Linie aus dem Kontakt mit erfahreneren Musikern und mit gleichgesinnten Studierenden, und sie ermöglicht den Austausch mit Ihnen und das gemeinsame Spielen. Wo viele Gleichgesinnte sich treffen, sammeln und bündeln sich Wahrnehmungen, Erfahrungen und Kräfte.

Was bedeutet das konkret?
Für mich besteht einer der wichtigsten Punkte darin, das Bewusstsein auf das eigene Ego und den Wettbewerb produktiv zu leiten, dahingehend, dass man die Balance von Nehmen und Geben zu erleben lernt. Musik eignet sich hervorragend als Medium um zu lernen, was es heißt bei sich zu sein. Die Instrumentalausbildung ist damit eng verbunden.

Nur wer den emotionellen Inhalt von Musik erleben kann, erfährt seine Dialektik und lernt ihn auf das Instrument zu übertragen. Das bedeutet, wer Aufmerksamkeit trainiert, nimmt wahr, was zu tun ist, um es auf das Instrument zu übertragen. Dann kommt natürlich Fleiß, Talent, Kreativität und Lust dazu.

Was ist eigentlich „Instant Composing“ im Jazz?
„Instant Composing“ ist in erster Linie ein Begriff, den sicherlich jeder etwas anders deutet. Ich verstehe darunter die Improvisation mit kompositorischem Fokus, das heißt: Die Parameter, die für Kompositionen von Bedeutung sind, formen in Echtzeit den Verlauf der Improvisation.

Das Interview führte Jan Kreyßig

04.06.2018