Grußwort

All jene, die beim „Schupra“-Wettbewerb um die Preise spielen, kann man nur bewundern. Sie sind die Chamäleons der Klavierspielkunst, die gleichermaßen das Vom-Blatt-Spiel, das Partiturspiel, die spontane Transposition, das Liedspiel, das Songwriting und die hohe Schule der Improvisation beherrschen müssen. Und zu alledem kommt die Fähigkeit des wunderbaren, ebenso variablen Singens.

In jeder Schupra-Runde wird eine andere Fähigkeit verlangt, wie ja auch die angehenden Musiklehrer*innen vor allem mit Wandlungsfähigkeit und eigener Musizierfreude ihre Schüler*innen zu begeistern wissen sollten. Besonders in der dritten und finalen Wettbewerbsrunde, wenn die improvisatorischen Künste gefragt sind, könnte man manchmal den Eindruck gewinnen, man säße in einem New Yorker Jazzclub statt im Saal Am Palais.

Als Präsidentin der Hochschule für Musik bin ich der Carl Bechstein-Stiftung für die Übernahme der Unterstützung dieses Leistungsvergleichs der Schulmusik-Studierenden deutscher Musikhochschulen sehr dankbar.

Nicht zuletzt dieses Mäzenatentum ermöglicht alle zwei Jahre ein faszinierendes Forum der Begegnung von Talent und Leidenschaft, von Kreativität und Spontanität. Hier herrscht ein freier Geist, der die Musik im Moment ihres Entstehens formt und immer die Hörer*innen auf der „anderen Seite“ – im Konzertsaal wie im Klassenzimmer – im Blick hat. Denn das Künstlertum hat im Fach Schulpraktisches Klavierspiel immer eine pädagogische Komponente in der Frage: Für wen spiele ich gerade, und wie kann ich eine Verbindung herstellen?

Die Antwort liegt beim „Schupra“-Wettbewerb auf der Hand: in erster Linie für die Jury und für das Publikum, in zweiter Linie aber auch, um die eigenen Fähigkeiten zu erproben und auszufeilen. Denn der Wettstreit ist ein Testlauf für die eigenen Kompetenzen in der Musikvermittlung. Für das Publikum im Saal Am Palais bleibt unter dem Strich der große Genuss, diesen jungen Virtuos*innen bei der Anwendung ihres „Handwerks“ zuzuschauen – und sich von so manchem mitreißenden, humorvollen und spritzigen Beitrag begeistern zu lassen. Das sollte man sich nicht entgehen lassen!

Prof. Anne-Kathrin Lindig
Präsidentin der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar