Concertlab-Leiterin Julia Keidl im Seminar | Foto: Thea Ulbricht

Experimentallabor für Konzertformate

Kreatives Musikprojekt „Concertlab“ mit MDR-Clara

Seit Beginn des Wintersemesters läuft am Institut für Musikpädagogik und Kirchenmusik der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar ein besonders praxisnahes Projekt: Die Studierenden des Fachs „Lehramt Musik an Gymnasien“ entwickeln im Rahmen eines Forschungsseminars ein innovatives Konzertprogramm für Schüler*innen verschiedener Jahrgangsstufen.

Die Initiative für dieses Experimentallabor stammt von der Weimarer Musikpädagogin Julia Keidl (Schulpraktisches Klavierspiel). Sie nahm Kontakt zum Konzertpädagogen Ekkehard Vogler auf, der als Musikvermittler beim Jugend-Musik-Netzwerk MDR-Clara des Mitteldeutschen Rundfunks wirkt.

Gemeinsam mit dem Weimarer Musikdidaktikprofessor Dr. Kai Martin leiten Julia Keidl und Ekkehard Vogler das sogenannte „Concertlab“, dessen Ergebnisse ganz konkret hörbar gemacht werden sollen. So sind für den 22. und 23. Januar zwei Proben mit dem MDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Tobias Engeli geplant.

Es folgt ein Konzert für Schüler*innen am Freitag, 24. Januar im Orchesterstudio des MDR in Leipzig. Für die breite Öffentlichkeit wird das Konzert am Samstag, 25. Januar um 18:00 Uhr im MDR-Studio am Leipziger Augustusplatz wiederholt. Eintrittskarten für das Konzert am 25.1. gibt es unter www.mdr-tickets.de. Der Eintritt ist frei, es wird lediglich eine Bearbeitungsgebühr von 2 Euro pro Ticket erhoben.

Im Rahmen des Seminars sollen auch unkonventionelle Konzertformen diskutiert werden – daher der Name „Concertlab“. Für die abschließenden Konzerte wurde das Oberthema „Identity“ ausgewählt. „Es geht also um den (nicht nur) für Jugendliche wichtigen Vorgang der Identitätsbildung“, erklärt Prof. Kai Martin.

Und so spielen bei der Programmgestaltung Fragen wie „Wer möchte ich sein?“, „Wer bin ich?“, „Welche Eigenschaften machen mich aus?“, oder konkreter: „Welche Hobbys habe ich?“, „Wie fühle ich mich in und außerhalb der Schule?“, „Welchen Beruf will ich einmal ergreifen?“, „Welche Vorbilder habe ich?“ schwerpunktmäßig eine Rolle. 

Diesen sehr unterschiedlichen Perspektiven auf die eigene Person, die die genannten Fragen eröffnen, entsprechen die sehr unterschiedliche Musikstücke, die von den Teilnehmer*innen des Seminars für das Konzertprogramm ausgewählt wurden.

Das Spektrum reicht vom letzten Satz aus Joseph Haydns „Trauersymphonie“ in e-moll bis zu Maurice Ravels „Ma mère l’oye“, von Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie bis zu Edvard Griegs „Hochzeitstag auf Troldhaugen“ und von Johannes Brahms‘ Ungarischem Tanz Nr. 1 bis zu Jacques Offenbachs „Cancan“ aus der Operette „Orpheus in der Unterwelt“. 

Momentan wird im Rahmen des Projektseminars an der Präsentation der verschiedenen Musikwerke gearbeitet. „Dabei geht es vor allem um die Gefühlsqualitäten, die die einzelnen Musikstücke vermitteln können“, erläutert Prof. Dr. Kai Martin. „Die Leitfrage ist dabei, inwieweit diese Gefühlsqualitäten die Persönlichkeit (also die Identität) der Jugendlichen betreffen. In diesem Zusammenhang diskutieren wir Möglichkeiten, die einzelnen Stücke an- bzw. abzumoderieren.“

Gefragt wird zum Beispiel danach, wie die Jugendlichen direkt angesprochen werden können und ob sich als Einstimmung auf ein Stück oder das gesamte Konzert eine „Fantasiereise“ eignet. Diskutiert werden zudem die Möglichkeiten der Visualisierung der Musikstücke, die Lichtgestaltung sowie die Orte im Raum, wo das Orchester und das Publikum sitzen.

Eine offene Frage ist dabei noch, ob einige Schüler*innen im Orchester sitzen oder ob sie sich während des Konzerts immer am selben Ort aufhalten sollen. „Weiterhin beschäftigen wir uns mit Möglichkeiten der Evaluation der Wirkung des Konzerts auf das Publikum“, sagt Kai Martin abschließend.

[18.12.2024]