
Jenny-Fleischer-Alt-Saal
Umbenennung der Aula Beethovenhaus nach verfolgter Weimarer Kammersängerin
Die Aula des Beethovenhauses Belvedere erhält einen neuen Namen. In einer öffentlichen Feier- und Gedenkstunde der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar am Montag, 7. April um 15:00 Uhr im Beethovenhaus wird die Aula in Jenny-Fleischer-Alt-Saal umbenannt.
Mit dieser Umbenennung möchte die Hochschule dauerhaft an dieKoloratursopranistin Jenny Fleischer-Alt (1863-1942) erinnern, die als Großherzogliche Kammersängerin am Weimarer Hoftheater viele Erfolge gefeiert und als Dozentin für Operngesang an der Staatlichen Musikschule Weimar – der heutigen Weimarer Musikhochschule – gewirkt hat.
Im Rahmen der Feier- und Gedenkstunde am 83. Todestag der Sängerin erklingen Bravour-Arien von Gioachino Rossini und Giuseppe Verdi aus der von Jenny Fleischer-Alt verfassten Kadenzen-Sammlung für Koloratursängerinnen, mit denen sie das Weimarer Publikum einst begeisterte.
Studierende der Hochschule singen zudem Lieder ihrer Künstlerkollegen Gustav Lewin. Im neuen Jenny-Fleischer-Alt-Saal wird das Öl-Portrait dauerhaft präsentiert werden, welches ihr Ehemann Friedrich Fleischer um 1887 von ihr anfertigte.
Die erfolgreiche Koloratursopranistin Jenny Fleischer-Alt (*1863) kam in der Spielzeit 1885/86 an das Großherzogliche Hoftheater Weimar, wo sie rasch zum Publikumsliebling aufstieg. Nach ihrer Heirat mit dem Maler Prof. Friedrich Fleischer (1861-1938) beendete die Kammersängerin 1890 ihre Bühnenkarriere, blieb aber für Gelegenheitsauftritte aktiv. Im September
1919 übernahm sie an der Staatlichen Musikschule – der heutigen Weimarer Musikhochschule – den Gesangsunterricht für die Schülerinnen. Im Jahr 1927 kündigte sie ihre Anstellung, nachdem ihre Klasse wohl aus antisemitischen Gründen nicht als Hochschulklasse genehmigt wurde.
Als Juden wurde das Ehepaar Fleischer zum Opfer der nationalsozialistischen Verfolgungen, entrechtet und seines Vermögens beraubt. Die gemeinsame Villa (Belvederer Allee 6), in der heute das Kanzleramt der Bauhaus-Universität Weimar seinen Sitz hat, wurde zur Sammelstelle der jüdischen Einwohner Weimars – zum „Juden- und Ghetto-Haus“ – umfunktioniert.
Dort musste das Ehepaar zusammen mit vielen anderen jüdischen Mitmenschen unter erbärmlichen Verhältnissen existieren. Aus Angst vor der drohenden Deportation wählte Jenny Fleischer-Alt zusammen mit ihrer Nichte Edith Gál am 7. April 1942 schließlich den Freitod.
[25.03.2025]