Das Bild zeigt ein historisches Streichinstrument.
Foto: Guido Werner

Sprechendes Singen

Bachs Weimarer Kantaten im Workshop Barockgesang mit Tenor Gerd Türk

Erneut hat das Institut für Gesang | Musiktheater der Weimarer Musikhochschule hohen Besuch: Als renommierter Spezialist für die Aufführung geistlicher Werke Johann Sebastian Bachs wird der Tenor Gerd Türk einen Workshop rund um „Bachs Weimarer Kantaten“ anbieten.

Ausgewählte Studierende erhalten von Montag, 3. Juni bis Mittwoch, 5. Juni intensiven Unterricht in der Aula des Beethovenhauses Belvedere. Die Öffentlichkeit ist zu dieser Master Class herzlich eingeladen – ebenso wie zum Abschlusskonzert am Donnerstag, 6. Juni um 19:30 Uhr im Festsaal Fürstenhaus. Der Eintritt ist frei.

Die Kurszeiten vom 3. bis 5. Mai sind jeweils 10:30 bis 13:30 sowie 14:30 bis 17:30 Uhr. Neun Gesangsstudierende werden von einem Instrumentalensemble, das gemeinsam mit dem Institut für Alte Musik ins Leben gerufen wurde, auf Blockflöte, Oboe, Violine, Viola, Viola da gamba, Cello, Violone und Orgel begleitet.

Vollständig einstudiert und aufgeführt werden Bachs Weimarer Kantaten BWV 152 „Tritt auf die Glaubensbahn“ und BWV 132 „Bereitet die Wege, bereitet die Bahn“. Hinzu kommen Duette und Einzelnummern aus vier weiteren Kantaten Johann Sebastian Bachs: BWV 21, 63, 163 und 199. Musiziert wird in der originalen Instrumental- und Gesangsbesetzung mit authentischem Instrumentarium und in der damals üblichen Stimmung. 

„Sakrale Werke des Barock sind heute Bestandteil des sängerischen Arbeitslebens“, meint Márton Terts, Lehrender für Werkstudium am Institut für Gesang | Musiktheater. „Sie sind unentbehrlich für die berufliche Vielfalt und Professionalität für fast alle angehenden Gesangskünstlerinnen und -künstler. Von einer Studentin kam die Idee, wegen seiner künstlerischen und pädagogischen Kompetenz Gerd Türk für einen Workshop anzufragen – und alle waren sofort Feuer und Flamme.“ 

In den ersten Jahren seiner neunjährigen Tätigkeit am Weimarer Hof (1708 -1717) als Hoforganist und Kammermusiker war die Komposition von Kirchenkantaten nicht unbedingt Johann Sebastian Bachs Hauptaufgabe. Das änderte sich im Jahr 1714 durch die Ernennung zum Konzertmeister mit der Verpflichtung, monatlich eine neue Kantate für die Gottesdienste in der Schlosskirche zu schreiben und aufzuführen.

Insgesamt entstanden so bis zu seinem Weggang nach Köthen 1717 mehr als 20 Kantaten, von denen etliche zu seinen bekanntesten und bemerkenswertesten gehören. In Weimar vollzieht sich bei Bach der stilistische Übergang vom traditionellen Geistlichen Konzert der mittel- und norddeutschen Schule hin zur Kantate im italienischen Stil.

Der Tenor Gerd Türk kann auf eine jahrzehntelange Beschäftigung mit dieser Musik zurückblicken: einerseits als Professor für Barockgesang an der renommierten Hochschule für Alte Musik, der „Schola Cantorum Basiliensis“ in Basel, andererseits als Interpret unzähliger Kantaten in Konzerten und Aufnahmen, vor allem mit den Dirigenten Ton Koopman und Masaaki Suzuki.

Gerd Türk ging und geht es immer um eine Balance zwischen einem historisch informierten Interpretationsstil, dem „sprechenden Singen“, das in der Barockzeit die zentrale Forderung aller relevanten musikalischen Traktate war, und einem stimmtechnisch fundierten „belcanto“, jenem Schöngesang, der seinen Ursprung im italienischen dramatischen Stil des 17. Jahrhunderts hatte. 

Gerd Türk beherrscht ein weitgespanntes Repertoire, das von der Musik der Gregorianik und des Mittelalters bis hin zur Romantik reicht; seine besondere Vorliebe gilt jedoch der Musik des Frühbarock und den Bach‘schen Kantaten und Oratorien, die er unzählige Male in Konzerten aufführte.

Er entwickelte sich zu einem vielgefragten Konzertsänger, der unter der Leitung namhafter Dirigenten und Alte-Musik-Spezialisten aufgetreten ist. Konzertreisen führten ihn in nahezu alle europäischen Länder, nach Australien, Neuseeland, Nord- und Südamerika, Südostasien und Japan. Seine Diskographie umfasst mehr als 100 CD-Produktionen. 

[07.05.2024]