Julian Pontus Schirmer | Foto: Paula Schlüter

Die Sinfonie der Großstadt: Drei Fragen zum Filmkonzert im Lichthauskino an den Dirigenten Julian Pontus Schirmer

Dirigierstudent Julian Pontus Schirmer erzählt im Interview von seiner Aufführung des Films "Berlin – Die Sinfonie der Großstadt"

Für sein Bachelor-Abschlusskonzert hat sich Dirigierstudent Julian Pontus Schirmer etwas ganz Besonderes ausgedacht: Er dirigiert am Sonntag, 15. April um 19:30 Uhr im Lichthauskino ein Filmkonzert zum Dokumentarfilm „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt“ (1927). Zum filmgeschichtlich bedeutsamen Werk von Regisseur Walther Ruttmann erklingt die Originalmusik von Edmund Meisel, gespielt von Studierenden der HfM Weimar. Am Pult steht der 27-jährige Schirmer, der in der Klasse von Prof. Nicolás Pasquet und Prof. Ekhart Wycik zum Sommersemester sein Masterstudium begonnen hat. Eintrittskarten zu 7 Euro, ermäßigt 6 Euro, gibt es an der Abendkasse.

Herr Schirmer, warum dieser Film?
Für meinen Abschluss wollte ich ein besonderes Konzertformat an einem meiner Weimarer Lieblingsorte ausprobieren. Mit Stummfilmmusik habe ich bereits als Mitglied des Bundesjugendorchesters Erfahrung gesammelt und finde dieses Genre unheimlich spannend. „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt“ ist ein außergewöhnlicher Film, kommt er doch ohne Protagonisten und – als erster Stummfilm überhaupt – ohne Zwischentitel aus. Mit ihm schlage ich eine Brücke zu meinen Berliner Studienjahren, zeigt er doch einen Tag im hektischen Großstadtleben. Eine weitere Besonderheit ist die Musik, die genau auf die Bildsprache des Films abgestimmt ist. Edmund Meisel hat seine Musik selbst als Geräuschmusik bezeichnet und in der Tat wird an vielen Stellen der Klang der Stadt imitiert.

Und wie klingt das dann?
Die Filmmusik ist sehr rhythmisch und transportiert damit die Hektik des Großstadtlebens zum Zuhörer. Edmund Meisel arbeitet mit wiederkehrenden Intervallen und Pattern. Besonders eindrücklich ist der Beginn: Eine Eisenbahnfahrt vom Land in die Metropole. Das Fauchen der Dampflok und das Rattern des Zuges spürt man beinah körperlich. Erklingen wird eine rekonstruierte Fassung für Bläserquintett und Klavier, es spielen Kommilitonen. Trotz kleiner Besetzung ist die Stummfilmbegleitung eine dirigentische Herausforderung: Da die Musik präzise auf den Film abgestimmt ist, muss ich genau das richtige Tempo treffen. Der Film wartet nicht…

Und wie treffen Sie das Tempo genau?
Dazu muss man den Film auswendig lernen. In der Partitur stehen Tempoangaben sowie die Ankerpunkte, an denen Musik und Film zusammentreffen müssen. Ich übe das, indem ich während des laufenden Films aus der Partitur dirigiere. Ich freue mich sehr, dem Weimarer Publikum diesen selten gezeigten Dokumentarfilm gemeinsam mit der Originalmusik präsentieren zu können.

Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Jan Kreyßig

09.04.2018