„Schönste Kombination“: Drei Fragen an den Pianisten Marien van Nieukerken zum Meisterkurs für Liedgestaltung

Der Pianist Marien von Nieukerken beantwortet Fragen zu seinem Meisterkurs Liedgestaltung im Beethovenhaus

Noch bis Freitag läuft der Meisterkurs für Liedgestaltung an der Weimarer Musikhochschule. Die Sopranistin Claudia Patacca und der Pianist Marien van Nieukerken widmen sich darin vor allem dem Liedschaffen von Komponistinnen. Am hochschulöffentlichen Kurs in der Aula des Beethovenhauses in Belvedere nehmen Studierende des Instituts für Gesang und Musiktheater teil. Sie singen dann auch beim öffentlichen Abschlusskonzert am Freitag, 23. Februar um 16:00 Uhr im Studiotheater Belvedere. Der Eintritt ist frei!

Herr Nieukerken, was fasziniert Sie an der Gattung „Lied“?

Marien van Nieukerken: Ich war von Beginn meines Klavierstudiums an am Lied interessiert. Mein Lehrer hat mich da sehr beeinflusst. In seiner Liedklasse habe ich gelernt, wie unterschiedlich sich Sänger und Pianisten manchmal den Werken gegenüber verhalten. Das Lied, also die Kombination aus Text, Musik, Gesang und Klavier, finde ich immer noch die schönste und reichste Kombination in der Kunst. Diese Faszination führte dazu, dass ich vor mehr als zehn Jahren den „International Student LiedDuo Competition“ gegründet habe.

Der berühmte Liedbegleiter Gerald Moore fragte einmal: „Bin ich zu laut?“ Wie sehen Sie Ihre Rolle als Liedgestalter?


Van Nieukerken: Ich versuche, in meiner Interpretation immer dem Text zu dienen. Denn für 99 Prozent der Lieder gilt, dass am Anfang die Worte da waren und später erst die Musik dazu kam. Für mich ist wichtig, was der Komponist mit seiner Interpretation des Textes meinte.

Sie haben Lieder des in Auschwitz gestorbenen Viktor Ullmann rekonstruiert. Warum?


Van Nieukerken: Als ich das erste Mal Musik von Ullmann gehört habe, war ich sofort fasziniert. Ich hatte nur eine Faksimile-Ausgabe mit kaum leserlicher Handschrift und habe diese wochenlang mit der Lupe studiert. Daraus habe ich dann die letzten Lieder Viktor Ullmanns rekonstruiert. Seine späteren, im Ghetto Theresienstadt geschriebenen Lieder sind sehr eindringlich und sogar Lieder der Hoffnung.

Das Interview führte Jan Kreyßig.

21.02.2018