Prof. Thomas Steinhöfel | Foto: Jens Hauspurg

Unteilbare Zellen: Drei Fragen an Professor Thomas Steinhöfel zu den „Tagen der Kammermusik”

"Eine höhere Form von Konzentrat, oft genug Drama, ist schlicht unmöglich", sagt Thomas Steinhöfel über die "Tage der Kammermusik"

Das Ensemblespiel vom Duo bis zum Oktett ist ein wichtiger Bestandteil der Musikpraxis an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar. Nun lädt die Hochschule das Publikum vom 2. bis zum 18. Februar wieder zu ihren „Tagen der Kammermusik“ ein. Die künstlerische Leitung hat aktuell Klavierprofessor Thomas Steinhöfel übernommen, der auch Direktor des Instituts für Klavier und Akkordeon ist.

Herr Prof. Steinhöfel, ist die Kammermusik ein unterschätztes Format?
Nein, ganz und gar nicht! Das heutige Publikum sucht sich ganz gezielt kammermusikalische Brennpunkte aus. Es pilgert mitunter zu „seinem" Trio, Quartett oder Quintett, vergleichbar wie zu „seiner“ Fußballmannschaft. Es gibt eine Entdeckerfreude nach neuen oder auch schon bestehenden Werken. Gerade bei Studierenden ist das ein durchaus positiver Effekt von YouTube und dem Internet. Diese neue Lust am Entdecken belebt den Markt mit spannenden Klangkonstellationen und macht ein Festival wie die „Tage der Kammermusik“ zu einer wahren Schatzkiste.

Erlebt das Publikum in den Konzerten Dramen in Miniatur?
Jeder Spieler ist ein Spezialist, in Empfindung und Wiedergabe. Eine höhere Form von Konzentrat, oft genug Drama ist schlicht unmöglich. Das große Wunder von Musik liegt darin begründet – und hier ist die Kammermusik die entscheidende Schnittstelle. So können ein Klavier, eine Klarinette und ein Violoncello zusammen wie eine Zelle klingen, die sich nie geteilt hat. Man stelle sich drei Nobelpreisträger vor, die gleichzeitig einen Vortrag halten...

Warum ist die Kammermusik wichtig für die Ausbildung?
Man muss auf andere hören und über den Tellerrand gucken. Man erkennt in der Mitspielerin und im Mitspieler sich selbst oder fühlt sich getröstet im Wissen, dass auch dieser nicht perfekt ist. Es gilt, eine gemeinsame Sprache zu finden. Die Kammermusik führt weg vom Instrumentalspezifischen hin zum Geist, zum Sturm und Drang der Stücke. Und mitunter stellt sich so etwas wie eine Aura ein.

02.02.2018