Prof. Kerstin Behnke | Foto: Hartmut Schirmacher

Faszinierendes Oratorium

Chorleiterin Prof. Kerstin Behnke über das Sommerkonzert am 20. Juli in der Weimarhalle

Zu einem gemeinsamen Sommerkonzert laden das Musikgymnasium Schloss Belvedere und der Hochschulchor Weimar am Donnerstag, 20. Juli um 19:30 Uhr in die Weimarhalle. Es singen der Hochschulchor Weimar mit Studierenden der Hochschule für Musik FRANZ LISZT und der Bauhaus-Universität Weimar sowie der Chor des Musikgymnasiums Schloss Belvedere, geleitet von Annette Schicha.

Es spielt das Orchester des Musikgymnasiums, geleitet von Joan Pagès Valls. Die künstlerische Gesamtleitung des Abends hat Prof. Kerstin Behnke, Professorin für Chor- und Ensembleleitung an der Weimarer Musikhochschule und Leiterin des Hochschulchors.

Frau Prof. Behnke, wie begegnen Sie den didaktischen Herausforderungen eines Hochschulchors, der in jedem Semester anders besetzt ist?

Kerstin Behnke: Das ist in jedem Semester wieder spannend und führt manchmal dazu, dass ich das Repertoire sehr kurzfristig umstellen muss, weil ich gar nicht die Besetzung für die geplanten Stücke vor mir habe. In der ersten Probenphase liegt dann immer ein großes Augenmerk darauf, den Chor klanglich zu formen. Über Registerproben und Einzelstimmbildung wird auch im Kleinen an einem homogenen Klang gearbeitet. Und es gibt mittlerweile doch schon eine "harten Kern" aus Bauhaus-Studierenden und Studierenden der Musikhochschule, die über mehrere Semester dabei sind und etwas Kontinuität erzeugen.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Chor und Orchester des Musikgymnasiums Schloss Belvedere?

Behnke: Die ursprüngliche Initiative kam von einem Schüler des Gymnasiums, der jetzt auch mit auf der Bühne steht und in den Schumann-Stücken auch kleine Soli singt. Auf seine Anregung hin habe ich mich mit Annette Schicha, Joan Pagès und Marian Grosew, die für die Chor- und Orchesterarbeit am Musikgymnasium Schloss Belvedere verantwortlich sind, getroffen und über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit nachgedacht. Die gemeinsame Arbeit ist wunderbar, ich bin sehr froh, dass Elia sie angeregt hat!  
          
Was hat Sie dazu bewogen, Gades Oratorium „Erlkönigs Tochter“ aufs Programm zu setzen?

Behnke: Wir wollten ein Stück finden, das für den Chor, in dem ja alle Altersstufen mitsingen, gut singbar ist, für das Orchester interessant und für das Publikum eine Entdeckung ist. Ich habe das Oratorium vor einigen Jahren schon einmal in Berlin aufgeführt. Es erzählt eine spannende Geschichte auf engstem Raum. Der Chor spielt eine tragende Rolle und die Solistinnen und Solisten unserer Hochschule präsentieren sich ich den anspruchsvollen Partien. Niels Wilhelm Gade rahmt das Drama mit  pastoralem Prolog und Epilog und führt uns dazwischen aus einer Dorfgesellschaft heraus in die gleichermaßen faszinierenden wie tödlichen Gefilde der Erlenhöh. Dort wandelt sich die betörende Tochter des Erlkönigs von der Verführerin zur tödlichen Gefahr. Die Wunde, die sie ihrem Opfer zufügt, hält diesen gerade noch so lange am Leben, dass er in das Dorf zurückkehren kann. Große Oper in nur 45 Minuten! 

Worauf darf sich das Publikum in diesem groß besetzten Sommerkonzert in der Weimarhalle besonders freuen?

Behnke: Das Publikum kann sich freuen auf Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten, die gemeinsam auf höchstem Niveau begeistert musizieren und ein Programm vorstellen, dass in allen Werken den Menschen in eine Beziehung zur Natur stellt. Zum einen eingebettet in ihre Schönheit, zum anderen aber als ein ihren Kräften hilf- und machtlos ausgeliefertes Geschöpf. Bestehen kann der Mensch nur im Einklang mit der Natur und in der Liebe.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Jan Kreyßig. 

[17.07.2023]