Wände aus Verstärkern

Elektroakustisches Antrittskonzert von Prof. Maximilian Marcoll in der Weimarer KET-Halle 

Elektroakustische Zugriffe stehen im Mittelpunkt des Antrittskonzerts von Prof. Maximilian Marcoll am Freitag, 30. Juni um 20:00 Uhr in der Weimarer KET-Halle. Wie das Licht einer flackernden Leuchtstoffröhre blitzartig und unberechenbar aufleuchtet, so kommt und geht der Ton in Marcolls Neukomposition der Renaissance-Messe „Missa Papae Marcelli“.

Gesungen wird die Messe von einem Vokalensemble der Weimarer Musikhochschule unter der Leitung von Prof. Kerstin Behnke. Als zweites Stück des Abends hat der Professor für Elektroakustische Komposition und Klangkunst sein Projekt „A C H K“ für zwei E-Gitarren und Elektronik auf das Programm gesetzt, die Gitarristen sind hier Thilo Ruck und Timm Roller. Am Mischpult greift Maximilian Marcoll persönlich live ins musikalische Geschehen ein – und wird damit als Klangregisseur zu einem Teil der Aufführung.

Eintrittskarten für das Konzert in der Reihe „Virtuoses Weimar“ der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar gibt es zu 12 Euro, ermäßigt 8 Euro, bei der Tourist-Information Weimar sowie an der Abendkasse. 

Der Veranstaltungsort, die Weimarer KET-Halle, befindet sich nordöstlich des Weimarer Bahnhofs und ist Teil des Gewerbe- und Industriegebiets Kromsdorfer Straße. Die Halle befindet sich in der Straße des 17. Juni 7, 99427 Weimar. Per Bus ist die KET-Halle ab Goetheplatz mit der Linie 7 (Richtung Kromsdorf) ohne Umsteigen in 20 Minuten erreichbar. 

Das zugrundeliegende Werk der „Amproprification VI“, die Messe „Missa Papae Marcelli“ von Giovanni Pierluigi da Palestrina aus dem 16. Jahrhundert, wird so aufgeführt wie im Original vorgesehen, dabei aber durch Mikrofone und Lautsprecher verstärkt. Einzig die Verstärkungsebene ist Gegenstand der Komposition.

Das Original zerstückelt durch dieses Vorgehen, einzelne Passagen werden unhörbar, Maximilian Marcoll lässt den Lautstärkeregler nicht stillstehen. Die „Schweizer Musikzeitung“ nannte das kürzlich in einem Artikel „Zerhacken aus Liebe und Respekt“. Aus der Musik werde so „etwas Neues, etwas Unerwartetes“, erklärt der Komponist. 

Während die erste Konzerthälfte in gewohnter Manier als frontal orientiertes Konzert stattfindet, wechseln Künstler und Publikum im zweiten Teil des Konzerts den Raum. „A C H K“, eine von Marcoll konzipierte Performance für zwei E-Gitarren und Elektronik, macht sich ein neues Raumkonzept zu eigen. Künstler und Publikum befinden sich gemeinsam zwischen Gitarren und zwei Wänden aus Verstärkern, in Marcolls Worten „im Korpus des Instruments“.

Wie er erklärt, sind Effektgeräte, Modulation, Verstärkung und Lautsprecher bei E-Gitarren ein Teil des Instruments. „Die E-Gitarre reicht von der Saite bis zur Lautsprechermembran und bildet selbst eine Signalkette, einen Instrumentenkomplex, in den ich mich für diese Performance in Echtzeit hineinschalte“, so Marcoll. 

Maximilian Marcoll, geboren 1981, studierte Schlagzeug sowie instrumentale und elektronische Komposition. Als Professor für Elektroakustische Komposition und Klangkunst ist er zugleich an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und an der Bauhaus-Universität Weimar tätig. Er leitet das Studio für elektroakustische Musik (SeaM) der Hochschule. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen medienreflexive Aspekte von Musik sowie das gesellschaftliche und politische Potenzial von Musik und Klang.

Bereits 1999 gründete und leitete er das Ensemble Neue Musik Lübeck, drei Jahre später folgte die Gründung des Elektronik-Duos „dis.playce“. Im Jahr 2006 wurde er Mitglied der Künstlergruppe „Stock11“, und von 2008 bis 2018 übernahm Maximilian Marcoll die technische Leitung des Festivals „Klangwerkstatt Berlin”.

Mitte der 2010er Jahre weilte er als „Composer in Residence“ am „Centro Mexicano para la Música y las Artes Sonoras“ in Morelia (Mexiko), am „Institute for Computer Music and Sound Technology“ in Zürich (Schweiz), im Künstlerhaus „Lukas“ in Ahrenshoop (Deutschland) – und 2020 am Institut für Elektronische Musik und Akustik in Graz (Österreich).

[14.06.2023]