Eszter Szedmák am neuen Cembalo | Foto: Thomas Müller

Instrumentaler Zuwachs: Neues Cembalo in flämischer Bauweise ergänzt Angebot am Institut für Alte Musik

Cembalostudentin Eszter Szedmák probiert das neue zweimanualige Cembalo in flämischer Bauweise von Dietrich Hein aus

Das Institut für Alte Musik der Weimarer Musikhochschule und insbesondere die Studierenden der Cembaloklasse von Prof. Bernhard Klapprott freuen sich über einen gewichtigen instrumentalen Zuwachs: Am vergangenen Freitag, 5. Februar wurde das Institut nach dreijähriger gespannter Wartezeit um ein zweimanualiges Cembalo in flämischer Bauweise (nach Ruckers) des prominenten Oldenburger Cembalobauers Dietrich Hein ergänzt.

Die Familie Ruckers baute über mehrere Generationen im 16. und 17. Jahrhundert eine erstaunlich hohe Anzahl an Cembali und Virginalen pro Jahr, von denen ein Teil direkt von ihrer Antwerpener Werkstatt international verschifft wurde.

Die Instrumente waren noch bis weit in das 18. Jahrhundert hinein so hochgeschätzt, dass viele weiterverwendet wurden, indem man deren Tonumfang und Korpus dem Zeitgeist der Musik gemäß erweiterte. Diese besonders in Frankreich beliebte Praxis nennt man „ravalement“, was natürlich Auswirkungen auf den Klang hatte.

Im Gegensatz zu den neuen Instrumenten damals blieb diesen „ravalierten“ Ruckers-Cembali dennoch der flämische grundtönige, etwas kernige „ältere“ Klang bis zu einem gewissen Grad erhalten. Das neue Hochschulcembalo mit drei Registern auf zwei Claviaturen (2 x 8 Fuß und 1 x 4 Fuß) ist nach diesem erweiterten Typus gebaut.

Das Institut für Alte Musik der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar verfügt über Cembali flämischer, deutscher, französischer und italienischer Bauweisen nach Vorbildern des 16. bis 18. Jahrhunderts.

„Deren Klangcharaktere und Spieleigenschaften unterscheiden sich deutlich, wie auch die Sprachen einen jeweils unterschiedlichen Klang aufweisen“, erklärt Institutsdirektor Prof. Bernhard Klapprott. „So stellt die Wahl des Instrumententyps für eine stilistisch adäquate Wiedergabe der jeweiligen Musik eine ausschlaggebende Inspirationsquelle für die Cembalisten dar.“

Zum Beispiel zeichnet sich ein deutsches Cembalo durch eine stärkere Transparenz und Klarheit aus (für die Musik z.B. Johann Sebastian Bachs passend), während ein französisches Cembalo aus dem 18. Jahrhundert einen größeren klanglichen Verschmelzungsgrad hat (geeigneter z.B. für die Musik François Couperins).

Auch diese Differenzierungen sind Bestandteil in der Cembaloausbildung am Institut für Alte Musik im Bereich des Solo- und Ensemble-Generalbassspiels.

[08.02.2021]