Verabschiedung von Prof. Larissa Kondratjewa im Festsaal Fürstenhaus | Foto: Ina Schwanse

„Zauberkräfte am Klavier“: Prof. Larissa Kondratjewa wurde in den Ruhestand verabschiedet – nach 40 Jahren Lehrtätigkeit an der Hochschule

40 Jahre im Dienste der Kammermusik und ihrer Studierenden: Prof. Larissa Kondratjewa verabschiedet sich in den Ruhestand

Coronabedingt fand die Feier in kleinem Rahmen statt: Prof. Larissa Kondratjewa wurde nach 40 Jahren Lehrtätigkeit in Weimar in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Im Festsaal Fürstenhaus versammelten sich am Donnerstagnachmittag, 1. Oktober, Vizepräsidentin Prof. Anne-Kathrin Lindig und eine Reihe von Weggefährt*innen der Professorin für Klavier-Kammermusik und Werkstudium, um ihr mit viel Musik und ganz persönlich geprägten Rückblicken einen guten Start in den neuen Lebensabschnitt zu wünschen.

„Generationen von Studierenden konnten sich schlafwandlerisch auf Dich verlassen“, wandte sich der Direktor des Instituts für Klavier, Prof. Thomas Steinhöfel, an seine Kollegin.

„Ich erinnere mich der beginnenden 80er Jahre, dass Dir als Pianistin ein legendärer Ruf vorauseilte: Die kann alles spielen, alles begleiten, hieß es. Welche Zauberkräfte musste jemand am Klavier besitzen, der alle Marotten seiner Mitspieler spielerisch auffing und samtweich auf der Erde landete“, so Steinhöfel.

Musikalisch eingeleitet wurde die Veranstaltung von einem Schumann-Klaviertrio, interpretiert vom „Liszt-Trio Weimar“ mit den Hochschulprofessoren Andreas Lehmann (Violine), Tim Stolzenburg (Violoncello) und Christian Wilm Müller (Klavier).

Nach seiner Rede griff Thomas Steinhöfel dann selbst in die Tasten: Zusammen mit Christian Wilm Müller spielte er eine Kurtág-Bearbeitung von Bachs „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ für Klavier zu vier Händen. Zum Abschluss brachten die Studenten Can Cakmur und Xinyuan Wang noch Sergej Rachmaninows Suite für zwei Klaviere Nr. 1 op. 5 „Fantaisie-tableaux“ zu Gehör.

Zu den großen Verdiensten von Prof. Larissa Kondratjewa gehörte nicht zuletzt die rund zehn Jahre währende künstlerische Leitung der „Tage der Kammermusik“: Sie blickt auf rund 190 Konzerte in 17 Hochschulsemestern zurück. Bis zu 90 studentische Kammermusikensembles fanden sich pro Semester zusammen

„Der Enthusiasmus der Kolleginnen, Kollegen und Studierenden, der Hochschule in ihrer Gesamtheit, zählt zu den künstlerischen und menschlichen Eindrücken, die mich in meiner Arbeit mit am meisten beflügelten“, sagt die passionierte Musikerin, die ihrer Hochschule als Lehrbeauftragte weiterhin verbunden bleiben möchte.

Ihre Liebe zur Kammermusik beschreibt Prof. Larissa Kondratjewa mit folgenden Worten: „Man lernt nicht nur sich, sondern aufeinander zu hören und eine gemeinsame musikalische Sprache zu finden. Man löst gemeinsam eine Aufgabe. Das betrifft nicht nur die unverzichtbare Intonation, den Rhythmus, die technische Seite, sondern vor allem den musikalischen Fluss und Schwung gemeinsam zu finden und innerhalb des Probenprozesses professionell und menschlich miteinander umzugehen.“

Geboren in Tuapse in Russland, studierte Larissa Kondratjewa von 1975 bis 1980 die Fächer Klavier und Kammermusik am Staatlichen Konservatorium „Nikolai Rimski-Korsakow“ im heutigen St. Petersburg, gefolgt von einem Zusatzstudium an der Eisler-Hochschule in Berlin.

Bereits seit 1980 wirkte sie pädagogisch an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar, zunächst als Assistentin für Korrepetition, ab 1986 im Kammermusikunterricht und parallel am Spezialgymnasium für Musik in Belvedere. Im Jahr 1993 wurde sie zur ordentlichen Professorin für Klavier-Kammermusik und Werkstudium berufen.

Neben der Mitwirkung am Internationalen Musikseminar der DDR, den heutigen „Weimarer Meisterkursen“, war Larissa Kondratjewa als Pädagogin auch in Meisterkursen im „Haus Marteau“ in Lichtenberg, am Mozarteum in Salzburg und am Konservatorium Jyväskylä in Finnland aktiv. Regelmäßig wirkte sie überdies als Jurorin bei nationalen und internationalen Musikwettbewerben.

Eine rege Konzerttätigkeit mit verschiedenen Kammermusikensembles führte sie u.a. nach St. Petersburg, Florenz und Wien, ins Konzerthaus Berlin und auf die Wartburg. Zu hören war sie überdies im Belgischen Rundfunk Brüssel, im Deutschlandradio Kultur und im Mitteldeutschen Rundfunk. Ihre CD-Aufnahmen umfassen Kammermusikwerke von Gaetano Donizetti, Robert Volkmann und Ernst Krenek.

[02.10.2020]