Oksana Andriyenko | Foto: Ina Schwanse

Größtes Glück: Vier Fragen an Oksana Andriyenko, langjährige Klavierbegleiterin bei den Weimarer Meisterkursen

Oksana Andriyenko begleitet bei den Weimarer Meisterkursen seit inzwischen 15 Jahren junge Geiger*innen mit dem Klavier

Bereits mit zehn Jahren, als sie zum ersten Mal mit einer Geigerin spielte, wusste Oksana Andriyenko, dass sie einmal Klavierbegleiterin werden wollte. Heute lebt sie als freischaffende Pianistin und erarbeitet als Lehrbeauftragte der HfM Weimar neues Repertoire mit dem Geigernachwuchs. Noch vor dem Abschluss ihres Konzertexamensstudiums in Weimar übernahm die gebürtige Ukrainerin 2003 erstmals auch die Klavierbegleitung bei einem Weimarer Meisterkurs.

Frau Andriyenko, können Sie sich noch an Ihren ersten Meisterkurs erinnern?
Das war mit dem Geiger Igor Ozim. Ich hatte schon ein bisschen Angst vor ihm, weil er so eine Koryphäe ist. Ich war ja damals noch Studentin. Es gab über 30 Anmeldungen für den Kurs und das Programm umfasste etwa 70 Stücke, die fast alle neu für mich waren.

Wie sieht ein typischer Tag bei den Meisterkursen für Sie aus?
Das ist von Kurs zu Kurs unterschiedlich. Bei Ingolf Turban 2015 war es zuletzt besonders intensiv: Er unterrichtete im Halbstundentakt. Für mich bedeutet das, dass ich dann schon mal 16 Stücke am Tag spielen muss. Bei dieser Art zu arbeiten wird man nach zwei, drei Tagen ziemlich schnell müde. Die meisten Teilnehmer kommen gut vorbereitet hierher und spielen auf einem hohen Niveau. Das macht richtig Spaß und ist das größte Glück für mich.

Welche Veränderungen haben Sie in den vergangenen Jahren beobachtet?
Etwas, das ich im Kurs von Lukas Hagen in diesem Jahr zum ersten Mal gesehen habe, war eine Geigerin, die ihre Noten vom Tablet gespielt hat. Das war schockierend für mich, denn da kann man ja nichts mit Bleistift eintragen. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich mag Noten und Bleistift. (lacht) Anders läuft inzwischen auch die Anmeldung. Die Teilnehmer schicken uns über YouTube ein Bewerbungsvideo, auf das eine Einladung folgt oder nicht. Das bedeutet weniger Stress für mich. Früher gab es am ersten Tag eine Audition und ich habe mit jedem gespielt.

Welches Erlebnis ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Beim Kurs von Boris Kushnir 2014 war ein Geiger aus Korea dabei. Ihm tat der Hals weh und er fragte Kushnir, ob er ihm bei der Haltung helfen könnte. Sie haben dann in jeder Stunde daran gearbeitet, zuerst nur die linke Hand, dann die rechte. Das war hochinteressant auch für mich als Pianistin. Nach sechs Stunden Unterricht hatte er dann tatsächlich keine Schmerzen mehr.

Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Ina Schwanse

27.07.2018