New York, 21.–26.03.2016

Vom 21. bis 26.3.2016 fuhren acht Studierende des Kulturmanagementseminars „Kulturpolitik im Vergleich: Theorien, Institutionen, Handlungsfelder in Deutschland und den USA“ unter Leitung von Prof. Dr. Höhne und Carsten Wernicke in die Kulturmetropole der amerikanische Ostküste – New York City.

Während der Exkursion wurden die kulturpolitischen Unterschiede zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika betrachtet und analysiert. Aus diesem Grund standen verschiedene kulturelle Institutionen mit Rang und Namen auf dem Programm, wie in etwa die MET Opera oder The Frick Collection.

Die acht Exkursionsteilnehmenden setzten sich aus Student*innen des Masterstudiengangs Kulturmanagement und dem Bachelorstudiengang Interkulturelles Musik- und Veranstaltungsmanagement zusammen. Das Hostel der Gruppe befand in Manhattans Zentrum, fußläufig zu vielen Attraktionen der Stadt und bildete so einen guten Ausgangspunkt für das fünftägige Programm.

Der erste Programmpunkt der Exkursion war nur wenige Blocks von der Unterkunft entfernt, die United Nations Headquarters (UN). Über das Gelände geführt wurde die Gruppe von Christina Horsten und Johannes Schmitt-Tegge – beide arbeiten für die Deutschen Presse-Agentur (dpa) und berichten über alle aktuellen Geschehnisse innerhalb der UN und des Big Apples. Dadurch konnten die Teilnehmenden sowohl einen Einblick in die UN erhalten, als auch den journalistischen Arbeitsalltag der dpa näher kennenlernen. Besonders die Tatsache, dass dieser lediglich von zwei fest angestellten Mitarbeiter*innen bewältigt wird, war eine interessante Erkenntnis.

Nach dem Einblick in das weltpolitische Zentrum, wurde als nächstes die Arbeit verschiedener Plattenlabels näher betrachtet: Zuerst besuchte die Exkursionsgruppe RED Distribution, eine Tochter von Sony Music Entertainment. Diese ist für Vertrieb und Marketing der Veröffentlichungen von mehr als sechzig unabhängigen Plattenlabels zuständig. Die Ideen und Ziele von Marketingkampagnen, Digitaler Vermarktung wurde den Studierenden anhand der Arbeit von „‘stache media“ dargestellt -ebenfalls eine Tochter der Sony Music Entertainment. Weiterhin besprochen wurde die werbestrategische Verknüpfung von Künstler*innen und Produkten.

Ergänzende Informationen erhielt die Gruppe beim Besuch der Universal Music Group an deren Niederlassung unweit des Times Squares. In einem Gespräch mit einem Vertreter des Heavy-Metal-Labels Napalm konnten weitere Einblicke ins Musikbusiness gewonnen werden. Die Niederlassung in New York ist vor allem für das Marketing und die Finanzen der UMG zuständig. Eine Mitarbeiterin führte die Gruppe durch die verschiedenen Abteilungen und ermöglichte den Teilnehmer*innen einen interessanten Einblick in den strukturellen Aufbau des Major-Labels.

Der außergewöhnlichste Programmpunkt der Exkursion war zweifelsfrei das Zusammentreffen mit der erfolgreichen US-amerikanischen R&B-Sängerin Ashanti. Anhand diesem konnten die Teilnehmenden unmittelbar einen Erfolg der zuvor kennengelernten Plattenindustrie kennen lernen: In den frühen Zweitausendern konnte Ashanti mit ihren Singles „Foolish“, „Baby“ und „Only U“ beachtliche Charterfolge erreichen. Ihre größten kommerziellen Erfolge hatte sie in den USA, ist aber auch in Europa bekannt und stellte ihr Können auf mehreren Touren unter Beweis. Neben ihrer Gesangskarriere ist sie auch erfolgreiche Songschreiberin, Tänzerin und Schauspielerin. So war sie unter anderem maßgeblich an dem Charterfolg „Ain’t it funny“ von Jennifer Lopez beteiligt. Auf Ashantis Vorschlag hin, traf sich die Gruppe mit ihr in Hollis, einem Bezirk des New Yorker Stadtteils Queens. In diesem Bezirk begann die Karriere einiger HipHop-Interpreten der amerikanischen Ostküste.

In einem Korso von zwei großzügigen schwarzen Geländewagen fuhr die Gruppe gemeinsam mit Ashanti, ihrem Bruder, ihrer Mutter und einem ihrer Manager durch das Viertel und besichtigte verschiedene für die HipHop-Szene symbolträchtige Punkte. Abschließend konnte die Gruppe in einem persönlichen Gespräch mit Ashanti aus erster Hand erfahren, wie die Musikbranche aus Sicht eines Weltstars aufgebaut ist. Hier waren Parallelen zu den Gesprächen bei RED Distribution und Universal Music Group zu erkennen.

Ashantis Musik ist selbstverständlich mehr als konträr zum Bereich der Klassischen Musik, in welchem sich die Kulturmanager*innen der HfM normalerweise bewegen. Doch auch die Hochkultur kam im abwechslungsreichen Exkursionsprogramm nicht zu kurz.

Nach dem zunächst musikalischen Schwerpunkt, wurden im weiteren Verlauf New Yorker Museumsgrößen besucht. Im MET Museum konnten sich die Teilnehmenden ein eigenes Bild davon machen, ob der Schwerpunkt eines Museums besser auf Qualität oder Quantität liegen sollte. Das MET Museum zeigt eine große Auswahl an Ausstellungsstücken, Kunst und Artefakte von den Alten Ägyptern bis zur Moderne.

Beim Besuch der The Frick Collection standen die Themen Fundraising und Social Media im Fokus. In den USA erhalten kulturelle Einrichtungen keinerlei öffentlichen Gelder, somit ist Beschaffung privater Gelder überaus wichtig. The Frick Collection ist eine Kunstsammlung im Herzen Manhattans, unmittelbar am Central Park gelegen. Auf den Wunsch des Fabrikanten Henry Clay Frick wurde sein Wohnhaus mitsamt der Sammlung nach seinem Tode der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Alexis Light aus der Abteilung PR&Marketing erläuterte den Studierenden die Arbeit der The Frick Collection in Bezug auf die richtige Ansprache von Sponsor*innen, den persönlichen Kontakt zu ihnen und die langfristige Bindung an die Kulturinstitution.

Das MET Live Programm der MET Oper mag einigen ein Begriff sein. Hierbei handelt es sich um die Liveübertragung besonderer Aufführungen oder Premieren der MET Opern in Kinosälen weltweit. Das Programm ist mittlerweile ein wichtiges finanzielles Standbein der MET Oper – entstammt diesem doch etwa ein Drittel aller Einnahmen. Solche Informationen erfuhren die Student*innen bei einem Treffen mit Eva Chien von der MET Oper, welche für das erwähnte Programm zuständig ist. Nach einer Diskussion über zukünftige Formen von Opernübertragungen führte Frau Chien die Gruppe durch das beeindruckende Opernhaus. Den Besuch nutze die Gruppe um sich Karten für eine Vorstellung von Gaetano Donizettis „Elisir d’amore“ am Folgeabend zu sichern.

Zu guter Letzt wurde noch die New York University besucht. Im Gespräch mit Prof. Sandra Lang, Prof. Carlo Lamagna und Prof. Brann Wry diskutierte die Gruppe über die kulturpolitischen Unterschiede zwischen Deutschland und den USA und betrachteten diese aus wissenschaftlichen Sicht. Bei der anschließenden Vernissage von Kunststudent*innen der NYU, konnte sich die Gruppe mit US-amerikanischen Kommiliton*innen austauschen.

Nach dem offiziellen Exkursionsende blieben einige der Teilnehmer*innen noch ein paar Tage länger in New York, um das breite kulturelle Angebot der Metropole entdecken zu können – selbstverständlich kamen aber auch die typischen Sightseeing-Punkte nicht zu kurz. Alles in allem war es für die Exkursionsteilnehmer*innen ein äußerst lehrreicher interessanter und vielseitiger Besuch in New York City.

Ein besonderer Dank geht an Herrn Prof. Dr. Stefen Höhne und Carsten Wernicke, die diese Exkursion organisiert und ermöglicht haben. Außerdem an William Archer und Pascal Charles Amann sowie Katerina Kelefi, durch deren Engagement interessante Programmpunkte für die Student*innen erst ermöglicht wurden. Die Exkursion war für alle Teilnehmenden eine besondere Bereicherung und hinsichtlich der zu Beginn genannten Fragestellung insofern erkenntnisreich, dass die kulturpolitische Vorgehensweise Deutschlands sich in der Tat stark von der US-amerikanischen unterscheidet. Aufgrund nachlassender finanzieller Möglichkeiten seitens des deutschen Fiskus‘, kann man davon ausgehen, dass einige Elemente des US-amerikanischen Modells in Zukunft auch für das deutsche Kultursystem relevant werden. Für die zukünftige Arbeit der Kulturmanager*innen war die Exkursion ein weiterer sinnvoller Baustein in ihrem Studium an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar.

Maximilian May und Marie Schmidt