Krakau und Breslau, 28.05.–06.06.2013

Vom 28. Mai bis 6. Juni 2013 begaben sich fünf fortgeschrittene Studierende des Institutes für Musikwissenschaft Weimar-Jena unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Helen Geyer auf eine Exkursion in die polnischen Städte Krakau und Breslau.

Im Mittelpunkt der Reise stand die Beschäftigung mit den Autographen Luigi Cherubinis, die seit dem Zweiten Weltkrieg in der Krakauer Biblioteka Jagiellońska lagern. Im Jahr 2014 findet dort eine Ausstellung statt, die maßgeblich durch die Arbeit der Weimarer Gruppe gestaltet wird. Jeder der fünf Studierenden beschäftigte sich daher intensiv mit einer Gruppe von Partituren, bei der individuelle Fragen geklärt werden mussten: Handelt es sich wirklich um ein Autograph? Wie ist die Partitur gebunden? Aus welchem Papier / welchen Papieren besteht sie? Welche Entstehungs- und Änderungsebenen sind erkennbar? Handelt es sich um ein Gebrauchsexemplar, aus dem musiziert worden ist? Gibt es Aufführungshinweise? Wie ist die Musik verfasst? usw.

In Breslau konnte sich die Gruppe auf die Gastfreundschaft des dortigen musikwissenschaftlichen Institutes freuen. Die Weimarer Studierenden wurden sofort in den Lehrbetrieb vor Ort integriert. So gab es bspw. ein Renaissance-Musik-Seminar des Breslauer Dozenten Dr. Wojciech Odoj gemeinsam mit polnischen Studierenden und einen Gastvortrag von Prof. Dr. Geyer. Auf Gespräche über Musik, Wissenschaft und die Unterschiede in beiden Bildungssystemen folgten so auch immer persönliche Unterhaltungen, in denen man einander kennen lernen konnte. Dr. Odoj war es schließlich auch, dem es zu verdanken ist, dass sich im Breslauer Musikarchiv so manche Tür öffnete und man von mittelalterlichen Gesangscodices über Erstdrucke Lassos, Manuskripte Dittersdorfs und Spohrs bis hin zu historischen Librettodrucken und penibel gesammelten Theaterzetteln eine große Bandbreite an Archivalien präsentiert bekam. Gleich zwei Masterarbeiten der Exkursionsteilnehmer konnten durch die Archivbesuche in Polen bereichert werden.

Neben Archivbesuchen konnte die Exkursionsgruppe aber noch einiges mehr erleben. Abgesehen von Konzertbesuchen wandelten die Studenten auf den Pfaden deutsch-polnischer Geschichte, wenn sie in Krakau etwa die Fabrik von Oskar Schindler, den Wawel und eine Synagoge im jüdischen Stadtviertel Kazimierz oder in Breslau die nach 1945 wiedererbaute Altstadt und die historischen Kirchen besuchten. Selbst Genealogie konnte in den Archiven und Standesämtern erfolgreich betrieben werden, da die deutsch-polnische Geschichte auch untrennbar mit der Familiengeschichte einiger Exkursionsteilnehmer verbunden ist.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass diese Exkursion alles geleistet hat, was eine Exkursion zu leisten imstande ist: Masterstudierende konnten an Originalquellen aus fast 1000 Jahren europäischer Musikgeschichte arbeiten und bekamen darüber hinaus ein philologisches Verständnis, das man im Seminarraum nicht bekommen kann. Durch die Arbeit in einem trotz der direkten Nachbarschaft doch für die meisten fremden Land konnte aber auch ein Bewusstsein für zahlreiche historische Gemeinsamkeiten und kulturelle Unterschiede geschärft werden.

Text und Fotos: Michael Pauser