Cristóbal de Morales und das frühneuzeitliche Magnificat

Träger: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit: 2015–2018

Projektbeschreibung

Das Projekt soll die Geschichte des frühneuzeitlichen Magnificat in ihrer Abhängigkeit von den Magnificat-Vertonungen von Cristóbal de Morales (ca. 1500 bis 1553) beschrieben werden, den mit Abstand meistgedruckten (14 Auflagen) Vertonungen des Canticums des 16. Jahrhunderts. Das Vorhaben folgt der These, dass der enorme internationale Erfolg des Zyklus in der kompositorischen Faktur der acht bzw. 16 Sätze zu suchen ist und versucht nachzuweisen, dass deren in Zeitdokumenten immer wieder erwähnte Mustergültigkeit das Resultat der Amalgamierung einer äußerst umfangreiche Magnificat-Überlieferung war, auf die Morales vor allem in Sevilla und Rom zurückgreifen konnte; mustergültig deshalb, da Morales die gängigsten regionalen und historischen Muster zusammenführte. So sollen in einem ersten Schritt seine Magnificat anhand spanischer und römischer Quellen auf ihr Verhältnis zur Magnificat-Tradition des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts untersucht werden. In einem zweiten Schritt soll erörtert werden, inwiefern die Cantica von Morales ob ihrer Mustergültigkeit Magnificat-Kompositionen als Modell dienten. Hierbei wird zunächst die umfangreiche (und dem üblichen Berichtsverzug von ca. 40 Jahren einsetzende) Rezeption seiner Magnificat in der italienischen und spanischen Musiktheorie des späten 16. Jahrhunderts berücksichtigt, um Analysekriterien für die direkte kompositorische Rezeption in der zweiten Jahrhunderthälfte zu gewinnen. Dabei werden ausgehend von seinen Wirkungsstätten und nicht zuletzt der Überlieferungstopographie der Magnificat-Drucke sowohl spanische als auch italienisch-römische und deutsche Gattungsbeiträge berücksichtigt. Ziel dessen ist die Darstellung der Geschichte des frühneuzeitlichen Magnificat anhand eines möglichst weitreichenden und empirisch unzweifelhaft belegbaren Traditionszusammenhanges, wobei auch die musikhistorische Schlüsselstellung von Cristóbal de Morales zwischen den Generationen Josquins und Palestrinas deutlich gemacht und die bisherige Marginalisierung spanischer Komponisten in der europäischen Musikgeschichtsschreibung in Frage gestellt werden soll.


Mitarbeiter*innen

Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt (Leitung)
Sabine Feinen M.A.