Forschungsprojekt "Werk – Wandel – Identität. Max Regers Mozart- und Beethoven-Variationen als musikalische Selbstzeugnisse"

Träger: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit: 2015–2019

Projektbeschreibung

Max Regers bedeutende und erfolgreiche Originalkompositionen Beethoven-Variationen op. 86 und Mozart-Variationen op. 132 wurden beide nicht nur identitätsstiftend für den Komponisten. Er bearbeitete sie zudem jeweils nachträglich für Orchester (im Falle von op. 86) bzw. Klavier (im Falle von op. 132). Diese Fassungen verstand er indes nicht als zweitrangig, sondern durchaus "werkhaft" – eine Perspektive, die im Kontext des wegbrechenden emphatischen Werkbegriffs um 1900 eine genauere Untersuchung provoziert. Mit einer intensiven, textgenetischen Analyse der Quellen – Skizzen, Arbeitsmanuskripte, Korrekturabzüge etc. – soll daher in einem ersten Schritt der Prozess der Überarbeitung sichtbar werden. Sodann sind die Ergebnisse in Bezug zur aktuellen Selbstzeugnis-Forschung zu setzen. Die zentrale Frage dabei ist, in welchen Momenten musikalisches Material seinen Schöpfer offenbaren und dort als Selbstzeugnis bzw. Ego-Dokument lesbar werden kann, wo Musik ihre selbstreflexive Geschlossenheit als ästhetisches Subjekt nach außen öffnet und Einblicke gewährt. In aller Konsequenz ist – ausgehend von einem geschlossenen System des Kunstwerks – nach Objektivismen zu fragen: nach Momenten, in denen Frakturen, Brüche, Montagen oder Projektionsflächen im ästhetischen Subjekt selbst sichtbar (gemacht) werden. Geschieht dies absichtsvoll, so sind diese als Symbole subjektiver Gestalten und Formen zu lesen. Das Projekt möchte zugleich das Bild von Reger als einer schwachen, auf Fremdeindrücke reagierenden, oft verunsicherten Künstlerpersönlichkeit revidieren.