Konzert des "oNSET Collective" in der Ades Performance Space der Manhattan School of Music | Foto: Ina Schwanse

Türen geöffnet: Studierende, Lehrende und Verwaltungsmitarbeitende der Weimarer Musikhochschule sind zu einem Austauschprojekt an die Manhattan School of Music gereist

Gastkonzert in New York: Studierende der HfM Weimar und der Manhattan School of Music knüpfen persönliche und künstlerische Bande

„Macht die Bewegung zum Teil eurer Performance“, fordert Roc Fargas i Castells. Der Weimarer Dirigierstudent steht ruhig und routiniert vor dem achtköpfigen studentischen Ensemble „oNSET Collective“ und schwingt die Arme mit flacher Hand durch die Luft. Es ist ein warmer Nachmittag an der Manhattan School of Music (MSM). Seit inzwischen einer Woche sind Roc Fargas i Castells sowie vier Instrumental- und drei Kompositionsstudierende der Weimarer Musikhochschule zu Gast in New York City.

Nach dem mehr als achtstündigem Flug am Anfang der Woche galt es zunächst, sich an die Zeitverschiebung von sechs Stunden zu gewöhnen und die Stadt der Superlative kennenzulernen. Nun proben die Weimarer Studierenden erstmals nach fünf Monaten wieder gemeinsam mit den Studierenden der New Yorker Musikhochschule. Bereits im November 2021 hatte es in Weimar eine erste Proben- und Konzertphase gegeben. Mit diesem Gegenbesuch, der noch bis zum Montag andauert, sollen die Bande nun vertieft werden.

Im „oNSET Collective“ kommt dabei eine außergewöhnliche Besetzung zusammen: „Es stand schnell fest, dass Violine, Flöte, Klarinette und Klavier von der MSM kommen würden. Also habe ich überlegt, welche anderen Instrumente gut dazu passen könnten“, erinnert sich Ulrich Kreppein, Weimarer Kompositionsprofessor und künstlerischer Leiter des Austauschprojektes. Komplettiert wird das Oktett durch Viola, Violoncello, Horn und Akkordeon.

Drei Studierende von Ulrich Kreppein sowie drei aus der Klasse seines New Yorker Kollegen Reiko Fueting haben eigens Werke für das Projekt geschrieben. Unter tosendem Applaus erlebten sie am Donnerstagabend ihre New Yorker Premiere in der Ades Performance Space der MSM. Ein zweites Konzert wird am Samstagnachmittag in der Christ Church in Riverdale stattfinden.

Dirigierstudent Roc Fargas i Castells hat sich intensiv mit den Stücken auseinandergesetzt und sich mit den sechs Komponist*innen ausgetauscht. „Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die Werke trotz der gleichen Besetzung sind“, so der spanische Dirigent. „Nur einige von uns haben sich bislang mit Neuer Musik beschäftigt“, erzählt Bratscher Timon Knötzele. Für ihn hat das Projekt eine Tür zu einer anderen musikalischen Welt geöffnet. Er sei nun viel offener und habe seit Beginn des Projektes auch Aufführungen mit zeitgenössischer Musik besucht.

Eine neue Tür versuchen derweil auch Verwaltungsmitglieder der Weimarer Musikhochschule in New York aufzustoßen. Abseits der Proben und Konzerte loten sie die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Manhattan School of Music über künstlerische Projekte hinaus aus.

„Das Distance Learning Program der MSM ist beeindruckend“, berichtet eTeach-Mitarbeiterin Dorothea Warneck. Am hiesigen Orto Center werden bereits seit mehr als 25 Jahren erfolgreich Angebote in digitaler Lehre erprobt und umgesetzt. „Wenn wir in Weimar von diesen Erfahrungen profitieren und sogar gemeinsame Formate entwickeln könnten, wäre das großartig.“

Zudem sei eine Studienpartnerschaft zwischen beiden Hochschulen denkbar, auch um komplexe künstlerische Projekte wie das „oNSET Collective“ im Rahmen langfristiger Kooperationen besser realisieren zu können, so die Referentin für Internationalisierung, Ly Tran.


[15.04.2022]