„Europa gegen die Juden“ (Götz Aly): Holocaust als deutsches und europäisches Projekt
Francis Fukuyama (geb. 1952), Autor des Bestsellers „Ende der Geschichte“ (1992). Es gibt noch immer kein Ende der Geschichte. Wir leben wieder in historischen Zeiten, in denen bedeutende Veränderungen stattfinden. Aber auch in hysterischen Zeiten – viele Menschen sind irritiert und verängstigt, weil sie das Geschehene nicht verstehen und nicht einordnen können. Vergleiche mit der Weimarer Republik werden häufig bemüht. Sind solche Vergleiche berechtigt? Ja und nein. Die Spaltung und Radikalisierung von Teilen der Gesellschaft sind zum Teil vergleichbar. Inhaltlich gibt es jedoch wenig Gemeinsames.
Der Holocaust war ein Werk von Radikalen und die radikalste Tat, die bislang von Deutschen begangen wurde.
Zwei Ideen wurden zusammen gebracht: Judenfeindschaft und Genozid. Die Judenfeindschaft führte während ihrer langen Geschichte immer wieder zu Versuchen, das jüdische Leben zu vernichten.
Auch die Idee des Genozids war nicht neu, wie alles im Nationalsozialismus. Der Genozid-Gedanke war im 19. und frühen 20. Jh. in progressiven intellektuellen Kreisen extrem populär. Genozid, der schon immer die Geschichte der Menschheit begleitete, wurde nun wissenschaftlich begründet und somit moralisch legitimiert. Die Vernichtung einer Gruppe von Menschen wurde als Beitrag zur Verbesserung der Welt dargestellt.
Literatur
- Götz Aly: Europa gegen die Juden 1880 – 1945, Frankfurt 2017.
- Timothy Snyder: Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin, München 2011
- Patrick Desbois: Der vergessene Holocaust. Die Ermordung der ukrainischen Juden. Eine Spurensuche, Berlin 2009, die englische Ausgabe: Father Patrick Desbois: The Holocaust by Bullets: A Priest's Journey to Uncover the Truth Behind the Murder of 1.5 Million Jews, New York 2008.
- Arno Lustiger: Zum Kampf auf Leben und Tod! Vom Widerstand der Juden in Europa 1933-1945, Köln 1994