Das Studienprofil

Im Studienprofil Geschichte der jüdischen Musik innerhalb des Masterstudiengangs Musikwissenschaft erfolgt eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Vielfältigkeit und Pluralität der jüdischen Musik, die grundsätzlich als Ausdruck jüdischer Identität verstanden wird. Im Vordergrund stehen vier Bereiche jüdischer Musik, die vor ihrem historischen und kulturellen Hintergrund dargestellt werden:

Jüdische Musik im Verhältnis zur Religion und Liturgie

Die liturgische Musik ist die älteste jüdische Musiktradition, sie weist unterschiedliche Schichten auf: von über zwei Jahrtausende alten Motiven der biblischen Kantillationen über mittelalterliche Gesänge bis zur neuzeitlichen Kantorenkunst (Chasanuth) und den modernen häuslichen Religionsliedern. Ihre Entwicklung wird in historischer Perspektive und in der regionalen Vielseitigkeit dargestellt. Darüber hinaus wird der Einfluss der religiösen Überlieferung auf andere Gattungen jüdischer Musik untersucht.


Jüdische Musiktraditionen im weltlichen Bereich

Dazu gehören die Instrumentalfolklore der osteuropäischen Juden (Klezmer), jiddische und sephardische (Ladino-)Volkslieder sowie die Musikfolklore orientalischer Juden. Diese traditionelle Musik wird im Kontext einer Wechselwirkung mit Musikfolklore anderer europäischer und außereuropäischer Völker behandelt.


Elemente jüdischer Identität in der Kunstmusik

Am Anfang des 20. Jahrhunderts begannen einige jüdische Komponisten, sich für die Quellen jüdischer Musik zu interessieren. Sie entwickelten einen jüdischen Stil in der Kunstmusik, der Elemente ostjüdischer Folklore und liturgischer Musik enthielt. Diese Bewegung war Teil einer umfassenden jüdischen kulturellen Renaissance jener Zeit. Zusätzlich werden Elemente jüdischer Musik im Schaffen nichtjüdischer Komponisten (Mussorgky, Ravel, Schostakowitsch u.a.) untersucht.


Israelische Musikkultur

Israel ist ein Einwanderungsland und seine musikalische Kultur wurde durch verschiedene Traditionen aus den Heimatländern der Immigranten geprägt. In diesem Bereich werden die wichtigsten Entwicklungslinien und Erscheinungsformen der israelischen Musik vor dem Hintergrund der wechselvollen Geschichte des Landes behandelt.
In der Beschäftigung mit der jüdischen Musik ist eine systematische und eine historische Herangehensweise unentbehrlich. Die Untersuchungen der mehr als 3000 Jahre alten jüdischen Religions- und Kulturgeschichte beinhalten interdisziplinäre Ansätze aus der Kulturwissenschaft, Geschichtswissenschaften, Geographie und Philosophie.

Dem Erwerb von Grundkenntnissen der jüdischen Kultur und der hebräischen Sprache dient die Teilnahme an den entsprechenden Lehrveranstaltungen der Professur Judaistik der Universität Erfurt oder der Theologischen Fakultät der FSU Jena. Die Wahl der Lehrveranstaltungen erfolgt nach Absprache mit dem Inhaber des Lehrstuhls für die Geschichte der jüdischen Musik.

Weitere Schwerpunkte im Lehrplan Geschichte der Jüdischen Musik sind u.a.:
  • Vermittlung von Grundkenntnissen der jüdischen Religion, der hebräischen Bibel und der jüdischen Geschichte,
  • umfangreiche Kenntnisse des Repertoires der jüdischen Musik,
  • Beschäftigung mit den Quellen der jüdischen Musik,
  • die Schärfung des historischen Bewusstseins,
  • eine kritische Vertiefung des Fachwissens u.a. durch Teilhabe an der Forschung im Rahmen der Forschungsseminare, Vorbereitungen auf wiss. Tagungen sowie Teilnahme an wiss. Exkursionen,
  • die Erlangung eines Verständnis für die Vielfältigkeit dessen, was als jüdisch definiert wird, u.a. durch eine kritische Auseinandersetzung mit den Forschungsansätzen und Forschungsliteratur,
  • Übungen in Aufführungspraxis von Kantorengesang, Klezmer und anderen Gattungen jüdischer Musik
  • Untersuchung der Akkulturationsprozesse im Bereich der deutsch-jüdischen Musik
Übergeordnetes Ziel des Masterstudiengangs ist die Befähigung zum selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der jüdischen Musik. Das Studium soll zahlreiche berufliche Möglichkeiten für Tätigkeiten an Hochschulen und in Forschungsprojekten sowie u.a. im Bereich der Medien, in der Musikwirtschaft, in der Musikvermittlung (durch Bereicherung des allgemeinen Musiklebens und des Konzertrepertoires, sowie im interreligiösen und interkulturellen Dialog), in den internationalen Projekten zur jüdischen Musik und Kultur (u.a. in Israel) und in der entsprechenden kulturellen Infrastruktur in Deutschland (jüdische Gedenkstätten, jüdische Museen, ehemalige Synagogen) eröffnen.

Der Studienplan im Masterstudiengang Musikwissenschaft mit dem Studienprofil Geschichte der Jüdischen Musik setzt sich zu annähernd gleichen Teilen aus profilspezifischen Lehrveranstaltungen und aus Lehrveranstaltungen aus den Bereichen Historische und Systematische Musikwissenschaft zusammen.

::: Musterstundenplan (PDF) :::