Dies Academicus
Samstag, 24. Juni 2023, 11:00 Uhr, Festsaal Fürstenhaus
Ihren 151. Geburtstag feiert die Hochschule in einer Matinee mit einem musikalischen Querschnitt: Nach einer Begrüßung durch die Hochschulpräsidentin werden Werke aus den drei Fakultäten der Hochschule und aus dem Musikgymnasium Schloss Belvedere erklingen.
Die Hochschule konnte Prof. Dr. Michaela Brohm-Badry, Gründerin des Deutschen Instituts für Motivation, als Gast für den Festvortrag „Mit Rückenwind durch wilde Zeiten: Musik im Spiegel positiv-psychologischer Erkenntnisse für ein gutes Leben“ gewinnen.
Es handelt sich um eine interne Veranstaltung.
Je nach Auslastung wird die Veranstaltung für die Öffentlichkeit geöffnet: Ticketanfragen sind ab dem 17.06.2023 unter veranstaltung(at)hfm-weimar.de möglich.
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Im Anschluss ist die Hochschulöffentlichkeit zum Franz-Liszt-Gedächtnislauf im Webicht und zum Bubble-Soccer-Turnier herzlich eingeladen.
Johann Strauß: "Die Fledermaus" (konzertant)

Do, 27. April und Fr, 28. April 2023
19:30 Uhr, Weimarhalle
Solist*innen des Instituts für Gesang und Musiktheater | Hochschulchor | Hochschulorchester | Tango-Ensemble „II pipistrello“ | Vokalensemble „Katze im Sack“ | Paul Kohlmann und Noel Luther, Moderation | Ekhart Wycik, Künstlerische Leitung
Nähere Informationen und Tickets: https://t1p.de/6bgv4
FLEDERMAUS – das Upgrade
Von Ekhart Wycik
Fledermaus: die Krone der Operette. Operette? Ist das nicht etwas für den Senior:innenkaffee, mit überaltertem Publikum, unzeitgemäßen Themen und gestriger Musik? Nun, vor Gestrigem war uns Musiker*innen ja noch nie bange… Vor allem leben wir damit, dass uns eben auch Kunst vergangener Zeiten anrühren kann - wenn sie gut gemacht ist und gut gebracht wird. Also her mit der Operette!
Die Fledermaus von Johann Strauß ist als Bühnenwerk genial gut gebaut und einfach eine Steilvorlage für gute Laune. Und zwar bei Mitwirkenden wie Publikum gleichermaßen. Nun sind wir allerdings als Musikhochschule primär ein Ausbildungsbetrieb, kein Aufführungsbetrieb. Wie bringen wir trotzdem eine konzertante Fledermaus auf die Bretter der Weimarhalle?
Vor den Erfolg haben die Bühnen-Götter nicht nur den Schweiß, sondern Kreativität und Organisation gesetzt. Die Fledermaus speist sich gleichzeitig aus Ernsthaftigkeit ihrer Qualität und Leichtigkeit des Inhalts. Das Leichte ist eben auch schwer, wenn es leicht sein soll. Und so gilt auch hier: „Kunst ist schön – macht aber viel Arbeit“. – Also: ’ran an die Arbeit!
Operette hat die große Überschrift: Urlaub vom Alltag, und ’rein in die Phantasiewelt. „Let me entertain you!“ So sagte man das zwar damals noch nicht – aber so war’s gedacht. Egal, ob Bürgerin, Proletarier oder Aristokratin: der Hunger nach Unterhaltung in der Gesellschaft von 1870 bis 1918 und erst recht der in den „Roaring Twenties“ der Weimarer Republik war nicht geringer als der heutige. Johann Strauß pendelte mit seinem Orchester regelmäßig zwischen den Tummelplätzen der Reichen und Schönen, zwischen Wien, Baden-Baden, Paris und St Petersburg, nicht anders als heute Helene Fischer oder DJ Bobo zwischen Sylt, Kitzbühel und St. Tropez.
Die Stories der Operetten, die Personenkonstellationen, der Glitzer und das Bling-Bling waren Sehnsuchtswelten – genauso wie heute bei einer Serie auf Netflix oder beim „Bachelor“. In der Operette geht‘s ja immer so herrlich unmoralisch zu; logische Bedenken in der Handlung werden da schon einmal „anmutig weggespült“ (Karl Kraus). Für’s zahlende Publikum sollte der Theaterbesuch einfach hohen Spaßfaktor garantieren.
Damals feierte die Aristokratie gerne auch mal unter sich, der Zugang zu diesen Kreisen war für die Vielen auf der Straße und in den bürgerlichen Salons unerreichbar. Heute ist diese gesellschaftliche Funktion exklusiver Parties auf den Geldadel aus Influencern oder Bitcoin-Parvenus übergegangen – der Platz auf dem roten Teppich bei der Biennale oder bei der Pool-Party des angesagten Rappers dürfte ebenso schwierig zu ergattern sein, wie eine Einladung zum Ball beim Prinzen Orlofsky. Bei dem Orlofsky unserer Version spielt es dann ja auch keine Rolle, wie genau er eigentlich seine Millionen verdient – ob mit Erdöl, als Bitcoin-Investor, in der Fashion-Branche oder als Lifestyle-Influencer…
Und so kann die Story der Fledermaus schnell zu einer heutigen werden: nach langjähriger Ehe ein doppelter Seitensprung, party people bei einem neureichen Influencer, „Rache ist süß“ in einer langjährigen Männerfreundschaft, Maskierung und Identitätswechsel als Flucht vor dem Alltag. Der Ausbildungszweck, eine Musiktheater-Aufführung zu stemmen, wäre verfehlt, brächte eine konzertante Aufführung der FLEDERMAUS nicht ein wenig Abstand vom „Normalbetrieb“. Die zweckgebundene Sachlichkeit des congress centrum Weimarhalle muss also ein wenig garniert werden, wenn es richtig in den Chill-Modus einer Operette hineingehen soll…
Erst einmal wurden die erzählenden Dialoge zwischen den Gesangsnummern an Joko und Klaas ausgelagert. Natürlich sind das „Joko und Klaas“ von unsrer Hochschule: Paul (Kohlmann) und Noel (Luther), die die einzelnen Geschichten brillant, witzig und aus der Perspektive der einzelnen Figuren erzählen. Chapeau vor solch coolen angehenden Schulmusikern, bei denen wohl jeder gerne in die Schule gehen wird! Dann wurden die Musiknummern umgruppiert und die Geschichte neu erzählt - so haben Sie die Fledermaus noch nie gehört! Die originale Einteilung in drei Akte wird so bei uns zu fünf Erzählkapiteln, strukturiert durch das neu kreierte Fledermaus-Soundlogo für fünf musikalische Kapitelüberschriften.
Zentral dabei wie bei jedem Bühnenwerk: die Sänger-Darsteller:innen. Fast 20 Solistinnen und Solisten des Instituts für Gesang | Musiktheater sind bereits seit einem halben Jahr mit Feuereifer dabei, die Partien zu studieren und zu gestalten. «Leichtigkeit erringt man nur mit allergrösster Müh» (Ralph Benatzky)… Teils haben wir die Couplets mit aktuellen Bezügen neu getextet – so wie es damals üblich war. Historisch informierte Aufführungspraxis einmal anders… Und unser großartiges Hochschulorchester unterstützt das Feuerwerk der guten Laune mit Charme und Esprit.
An unserer Hochschule ist Platz für viele Stile. Special guests beim Fürsten Orlofsky sind bei uns der HfM-Pop/Jazz-Chor „Katze im Sack“ (Ltg. Prof. Juan Garcia) und „Il pipistrello“, ein HfM-Tango-Ensemble mit Akkordeon (Ltg Prof. Claudia Buder). Deren Kompositionen und Arrangements sind alle speziell für unsere Aufführung entstanden! Mit dem Hochschulchor (Ltg: Prof. Kerstin Behnke) gibt’s eine weitere fakultätsübergreifende Kooperation mit einem Ensemble, das sonst selten auf der Bühne der Weimarhalle stehen. Ein herzliches Toitoitoi!
Das Auge hört mit. Auch bei der Optik gibt‘s ein bisschen mehr als sonst im Konzert. Ein besonders dickes Dankeschön an die Gewerke des DNT, an Bühnentechnik, Requisite, Kostümfundus und Beleuchtung, die uns selbstlos und uneigennützig unterstützen! Und nun: Bühne frei. Einen Vorhang gibt es in der Weimarhalle ja nicht. Aber das „Let us entertain you!“ gilt…
FLEDERMAUS - Neue Texte Couplets
(Kohlmann/Luther/Wycik)
Nr. 7 / 3. Strophe (Orlofsky) – (1. + 2. Strophe wie im Original)
In Weimar, da studiert sich’s gern, ob Geige, ob Gesang,
es wird den Damen und den Herr’n dabei die Zeit nicht lang, …
Nur manchmal ist ihr Freiheitssinn zu hoch für den Verstand,
das Bauhaus wollt‘ ja auch schon mal mit dém Kopf durch die Wand –
Wer hier studiert, der bringt von drauß‘ – viel frischen Wind herein,
und poltert’s mal – ihr lieben Leut, fangt nicht gleich an zu schrei’n,
die Studienzeit, Ihr wisst es ja, verträgt auch mal ’nen Wein.
Und fragen sie, ich bitte, warum ich das denn tu - .//. ?
(zus. mit Chor: ) …das ist bei mir so Sitte, chacun à son goût…
Nr. 11 / 1. Strophe (Adele)
Im Feuerstrom der Reben tralalalalalala
Sprüht ein himmlisch Leben, tralalalalalala
Politiker sie brechen, was sie so gern versprechen
doch lieben sie daneben den süßen Saft der Reben! Stoßt an, stoßt an…
Nr. 11 / 2. Strophe (Eisenstein)
Man feiert gern bei Zeiten tralalalalalala
Wenn andere sich streiten tralalalalalala
Champagner schwemmt mitunter gar mancherlei hinunter,
drum lassen weise Fürsten die Völker niemals dürsten! Stoßt an, stoßt an…
Nr. 11 / 3. Strophe (Orlofsky)
Das Volk wird überschwänglich tralalalalalala
Ist leicht für Sport empfänglich tralalalalalala
Wen kümmern schon Millionen, die unterm Tisch „verloren“,
Am Ende zählt doch wie beim Sekt der unterhaltende Effekt! Stoßt an, stoßt an…