Das Bild zeigt ein historisches Tasteninstrument.
Muselaar | Foto: Bernhard Klapprott

Virtuoses Weimar

Prof. Bernhard Klapprott spielt auf einem kostbaren „Muselaar“-Nachbau Musik von Byrd, Bull und Sweelinck

Das hat die Welt noch nicht gehört: Erstmals erklingt ein aufwändig und liebevoll nachgebautes Tasteninstrument aus Shakespeares Zeit in Weimar. Von dem sogenannten „Muselaar“ sind keine originalen Exemplare mehr spielbar oder restaurierbar. Deshalb hat sich Bernhard Klapprott, Professor für Historische Tasteninstrumente am Institut für Alte Musik der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und mehrfacher CD-Preisträger, ein Instrument von Meistern ihres Fachs nachbauen lassen – und präsentiert diese einzigartigen Klangwelten am Freitag, 5. Mai um 19:30 Uhr im Festsaal Fürstenhaus.

Eintrittskarten für das Konzert in der Reihe „Virtuoses Weimar – Lehrende im Konzert“ zu 12 Euro, ermäßigt 8 Euro, gibt es bei der Tourist-Information Weimar sowie an der Abendkasse. 

Unter dem Titel „John come kiss me now“ steht Musik aus William Shakespeares Zeit auf dem Konzertprogramm. Es erklingen Werke des 16. und 17. Jahrhunderts aus England und den Niederlanden von William Byrd, John Bull, Orlando Gibbons, Thomas Tomkins, Jan Pieterszoon Sweelinck sowie anonyme Werke aus Schottland und Irland.

Außerdem wird Bernhard Klapprott eigene Variationen im Stil englischer Virginalisten über ein Thema von John Bull spielen. Sein Muselaar ist ein Nachbau von Cornelis und Hubregt Bom sowie Hans Nieuwenhuijzen aus Schoonhoven in den Niederlanden nach einem Original von Joannes Ruckers (Antwerpen) aus dem Jahre 1623.

Berühmte Maler wie Jan Vermeer bildeten es ab, bedeutende Komponisten wie Byrd, Bull und Sweelinck schrieben zahlreiche Werke für dieses Instrument, das heute äußerst selten zu hören ist: das Muselaar. Es ist ein quaderförmiges Tasteninstrument mit horizontalem Verlauf der Saiten, dessen Klaviatur im Gegensatz zum Virginal rechts positioniert ist. Wie beim Cembalo oder Spinett werden die Saiten durch sogenannte Kiele angezupft. Es zeichnet sich durch einen besonders intensiven, grundtönig-warmen, etwas glockigen Klang aus. 

Das in Weimar vorgestellte Instrument ist ein Doppel-Muselaar, ein sogenanntes Mother-Child-Muselaar mit einem großen Mutter-Instrument in „normaler“ Tonhöhe und einem kleinen Kind-Instrument, das eine Oktave höher klingt. Das „Child“ liegt im „Mother“-Instrument, also im „Bauch der Mutter“, und kann herausgenommen werden, so dass beide einzeln spielbar sind. Sie können aber auch gekoppelt werden, also zusammen erklingen. Was heute im Original unhörbar ist, war in Flandern sowie England zwischen ca. 1550 und ca. 1650 beliebt. 

Bernhard Klapprott konzertiert international als Cembalist, Clavichordspieler, Organist und Dirigent. Mehrere seiner CD-Einspielungen an historischen Tasteninstrumenten wurden mit dem „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ und dem „ECHO Klassik“ ausgezeichnet. Seine Lehrtätigkeit führte ihn außerdem zu Meisterkursen und Gastvorträgen in Europa und den USA.

Zum 400. Geburtstag des originalen Muselaars von Joannes Ruckers im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart wird Bernhard Klapprott dort am Sonntag, 14. Mai 2023 ein Konzert auf seinem Nachbau spielen. Im Anschluss an das Konzert wird es noch Filmaufnahmen mit dem Musiker am Instrument geben. 

[23.04.2023]