DFG HfM Weimar Stimme und Gesang in der
populären Musik der USA (1900–1960)


vocalmetrics
Ein Web-Tool zur interaktiven Erkundung der Popstimme


Konzeption und Umsetzung:
Martin Pfleiderer, Tobias Marx, Tilo Hähnel, Inga Langhans (HfM Weimar),
Rainer Groh, Axel Berndt, Felix Schönfeld, Huong Nguyen, Eva Brumme (TU Dresden),
Version 1.0 (01.07.2013)



Auswahlkriterien

Die Klangausschnitte bilden einen Querschnitt durch die zentralen Genres populärer Musik der USA zwischen 1900–1960: Blues, Gospel, Vaudeville/Musicalgesang, Jazz, American Popular Song, Hillbilly/Country Music, Rhythm'n'Blues und Rock'n'Roll. Die Datenbank der Klangausschnitte wird laufend ergänzt.

Die Ausschnitte selbst sollen typische vokale Gestaltungsmittel maßgeblicher Vokalisten examplarisch vor Ohren führen. Kriterien hierfür waren:

Neben der Einschätzung der vokalen Gestaltungsmittel wurden den Klangausschnitten folgende Metadaten angehängt:



Einschätzung der vokalen Gestaltungsmerkmale

Die Einschätzung der neun Gesangsmerkmale wurde inspiriert durch das Cantometrics Projekt von Alan Lomax [1,2,3]. Alle Audioausschnitte wurden von Inga Langhans, Tilo Hähnel und Tobias Marx unabhängig voneinander mit fünfstufigen Ratingskalen bewertet. Einige Ratings setzen sich aus zwei Teilratings zusammen (s. u.).

Nachfolgend finden Sie Erläuterungen zu den neun Merkmalen. Bei den Merkmalen Glissando, Vibrato, Rauheit, Behauchtheit, Registerübergang und Offbeat-Häufigkeit wird zwischen Ratings der Stärke und der Häufigkeit unterschieden. Dabei bedeuten die Werte zwischen null und vier:

4
3
2
1
0
sehr stark ausgeprägt bzw. sehr häufig vorhanden
stark ausgeprägt bzw. häufig vorhanden
mittelstark ausgeprägt bzw. mittelhäufig vorhanden
schwach ausgeprägt bzw. selten vorhanden
sehr schwach bis gar nicht ausgeprägt bzw. sehr selten bis nie vorhanden


Merkmal   Beschreibung   Klangbeispiel
Glissando Hierbei zählt die subjektive Vordergründigkeit und Auffälligkeit des Gleitens zwischen Tonhöhen, des Anschleifens und Ziehens von Tönen. Sowohl Glissandi über einen längeren Zeitraum als auch über ein großes Tonintervall tragen zur empfundenen Stärke bei. Das Gesamtrating setzt sich aus den Teilratings der Stärke und Häufigkeit von Glissandi zusammen. play
starkes Glissando
play
kaum Glissando
Vibrato Hierbei zählt die subjektive Vordergründigkeit und Auffälligkeit von periodischen Tonhöhen- und Lautstärkeänderungen in einem Frequenzbereich von ca. 4–9 Hz, unabhängig von den objektiv messbaren Dimensionen Frequenz und Amplitude. Das Gesamtrating setzt sich aus den Teilratings der Stärke und Häufigkeit von Vibrati zusammen. play
starkes Vibrato
play
kaum Vibrato
Rauheit Der subjektive Eindruck von Rauheit im Sinne von Jitter, Shimmer sowie derjenigen Rauheit, die sich auch im Spektrogramm durch das Auftreten von Subharmonics nachweisen lässt [4,5]. Das Gesamtrating setzt sich aus den Teilratings der Stärke und Häufigkeit von Rauheit zusammen. Rauheit wird von Behauchtheit abgegrenzt (siehe nachfolgendes Merkmal). play
starke Rauheit
play
keine Rauheit
Behauchtheit Der subjektive Eindruck von Verwirbelungen im Luftstrom. Das Gesamtrating setzt sich aus den Teilratings der Stärke und Häufigkeit von Behauchtheit zusammen. play
starke Behauchtheit
play
kaum Behauchtheit
Verständlichkeit Ratings der Verständlichkeit der Aussprache von »unverständlich» (0) bis »sehr klar« (4).
Bei textlosen Passagen (z.B. Scatgesang) wird die Klarheit der Artikulation bewertet.
play
hohe Verständlichkeit
play
geringe
Verständlichkeit
Lautstärke Hierbei zählt der subjektive Eindruck der gesungenen Lautstärke, nicht der messbare Lautstärkepegel. Das Gesamtrating setzt sich zusammen aus den Teilratings der Lautstärke des Gesangs zwischen »sehr leise« (0) und »sehr laut« (4) sowie der Lautstärkevariabilität zwischen »keine« (0) und »sehr hoch« (4). play
hohe Lautstärke
play
geringe Lautstärke
Registerübergang Hierbei geht es um den Ausgleich zwischen oder das Betonen von verschiedenen Registern. Ein deutlich betonter Registerwechsel (z.B. beim Jodeln) gilt demnach als stark, ein kaum hörbarer oder nicht vorhandener Registerwechsel als sehr schwach bzw. gar nicht ausgeprägt. Das Gesamtrating setzt sich aus den Teilratings der Betonung und Häufigkeit von Registerwechseln zusammen. play
deutlicher
Registerwechsel
play
kein Registerwechsel

Rubato Bipolare Ratingskala zur Erfassung der metrischen Exaktheit bzw. Freiheit vom zugrunde liegenden Metrum der Begleitung mit den Werten:
4: sehr starkes Rubato; 3: Rubato; 2: mittel;
1: metrisch exakt; 0: metrisch sehr exakt
play
sehr starkes Rubato
play
metrisch sehr exakt
Offbeat- Häufigkeit Einschätzung der Häufigkeit des Auftretens von Offbeats. Mit Offbeat ist das Vorziehen vor einen Beat gemeint. Offbeats sind damit unabhängig vom Grad des Rubato bzw. von metrischer Exaktheit zu betrachten. play
sehr viele Offbeats
play
keine Offbeats

Berechnung

formel



Literature:

  1. Lomax, Alan (1962): Song Structure and Social Structure, in: Ethnology 1, p. 425–251.
  2. Lomax, Alan (1968): Folk Song Style and Culture, Washington.
  3. Lomax, Alan (1976): Cantometrics. An Approach to the Anthropology of Music, Berkeley.
  4. Bergan, Christine C. and Titze, Ingo (2001): »Perception of Pitch and Roughness in Vocal Signals with Subharmonics.« In: Journal of Voice. 15, p.165–175
  5. Omori, Koichi; Kojima, Hisayoshi; Kakani, Rajesh; Slavid, David H. and Blaugrund, Stanley M. (1997): »Acoustic Characteristics of Rough Voice: Subharmonics.« In: Journal of Voice. 11, No. 1, p. 40–47

Musik:

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 05.05.2014