Komponisten der Hochschule seit der Einrichtung einer Meisterklasse für Komposition im Jahre 1972

Mit der Einrichtung eines Kompositionsunterrichts sowie mit der verstärkten Ausrichtung des Musiktheorieunterrichts auf kompositorische Aspekte verstärkte sich an der Hochschule eine fruchtbringende Lehrtätigkeit in Verbindung mit kompositorischem Schaffen. Einige Komponisten erlangten in unterschiedlichen Musikgenres einschließlich der Neuen Musik weit über die Hochschule sowie über Mitteldeutschland hinaus Bekanntheit.

Wo es möglich ist, sollen zukünftig jeweils ein oder zwei ihrer Werke als Tondokument für die Homepage der Hochschule gewonnen werden. Damit würde sich ein facettenreiches Spektrum eröffnen, welches zudem den Blick auf das Komponieren in Zeiten der deutschen Teilung wie auch für die Entwicklungen und Zukunftspotentiale im wiedervereinten Deutschland und Europa weiten könnte.

Vorerst beginnt dieser Bereich der Tondokumente mit Werken von Johann Cilenšek. Weitere Tondokumente zu anderen Komponisten, die bis in die jüngste Zeit an der Musikhochschule wirkten und wirken, sollen folgen.

Cilenšeks Lebensweg (1913–1998) vollzog sich in fünf (!) deutschen Staaten (Kaiserreich, Weimarer Republik, ‚Drittes Reich’, DDR, BRD) und war dementsprechend durch den tiefgehenden politischen Wandel der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert geprägt. Die Tondokumente zu Johann Cilenšek, von denen vorerst nur wenige zugänglich gemacht werden können, spiegeln dessen facettenreiches kammermusikalisches, vokales und symphonisches Werk wider, auch hier wie schon im Falle der anderen Tondokumente in hervorragenden Interpretationen. Cilenšeks Werke waren als maßgeblicher Teil der musikalischen Moderne Mitteldeutschlands im östlichen Teil des geteilten Deutschlands und Europas nach dem Zweiten Weltkrieg durchaus bekannt ­– wovon unter anderem das Gespräch mit Primoz Ramovs (1921–1999) zeugt –, im westlichen Teil hingegen kaum.

In Weimar, wo er an der Hochschule unter anderem von 1965 bis 1972 als Rektor wirkte, setzten sich vor allem zwei seiner Schüler – der Musikwissenschaftler Michael Berg sowie der Komponist und Pianist Reinhard Wolschina – für sein Werk ein. Eine biographische Skizze unter politischen und künstlerischen Aspekten bietet Albrecht v. Massow unter dem Titel „Der Komponist Johann Cilenšek (1913–1998) – Ein Leben in fünf deutschen Staaten“ im 22. Band des „Mitteldeutschen Jahrbuchs für Kultur und Geschichte“.

Prof. Dr. Albrecht von Massow

Gespräch mit Prof. Johann Cilenšek und Primoz Ramovs